Bayerische Krimis:In der Heimat mordet es sich schöner

Ob Starnberger See, Nürnberg oder Bayerischer Wald - Bayern ist nicht nur bei Touristen, sondern auch bei Autoren beliebt. Krimis mit Lokalkolorit boomen. Nun kann man sich auf die Spuren fiktiver Mörder und Kommissare machen. Die schaurig-schönsten Tatorte.

Anna Fischhaber

10 Bilder

Fähre Roseninsel

Quelle: dpa

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Die Idylle trügt: Bayern ist nicht nur bei Touristen, sondern auch bei Autoren beliebt - Krimis mit Lokalkolorit boomen. Nun kann man sich auf die Spuren fiktiver Mörder und Kommissare machen. Ein Überblick über die schaurig-schönsten Tatorte.

Der Starnberger See ist bekannt für seine finanzkräftigen Anrainer. Dass es bei der feinen Gesellschaft nicht immer so fein zugeht, davon erzählt "Tod am Starnberger See". Autoren wie Jörg Maurer oder Asta Scheib beleuchten in ihren Kurzgeschichten die kriminellen Machenschaften zwischen Starnberg und Seeshaupt. Oder auf dem See selbst. Vor der Roseninsel etwa findet ein mörderisches Bootspicknick statt. Und natürlich darf auch ein historisches Stück mit König-Ludwig-Bezug, der mit seinem rätselhaften Tod sozusagen den Mythos Starnberger See begründet hat, nicht fehlen.

40 Jahre NationalparkBayerischer Wald

Quelle: dpa

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Im hintersten Winkel des Bayerischen Waldes an der tschechischen Grenze wohnt Autor Franz Kreuzer. Frauenau liegt zwischen der Glasstadt Zwiesel und einem nahezu unendlichen Waldmeer. Und genau dorthin kehrt auch Valentin Steinberg, den Kreuzer in seinem Krimi "Waldsterben" beschreibt, zurück. Als der Betriebswirt beim abendlichen Waldlauf eine Leiche im Wolfsgehege des Nationalparks findet, ist es mit der idyllischen Zeit auf dem Land schnell vorbei. Steinberg ermittelt auf eigene Faust. Die Suche nach dem Mörder führt ihn zu Glaskünstlern, in geheimnisvolle Schrazelgänge tief unter Zwiesel und zu seltsamen Menschen aus dem Wald.

1. FC Nürnberg - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

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Geheimnisumwoben klingt fränkischer Fußball erst einmal nicht, dennoch hat Billie Rubin genau darüber einen Krimi geschrieben - "Foules Spiel". Rubin ist das Pseudonym der Autorin Ute Hacker und ihr Buch der wohl erste FC-Nürnberg-Kriminalroman. Eine ehemalige Polizistin, die bei einer Sicherheitsfirma arbeitet, erhält den Auftrag, Dana Reed zu beschützen - Model und Freundin von Eric Rasmussen, der wiederum Stürmer beim Club ist. Bald gibt es neben Drohbriefen einen toten Schiedsrichter, eine Bombe im Stadion und einen Unfall, bei dem ein Stürmer schwer verletzt wird. Und dann ist da natürlich noch der allgegenwärtige Abstiegskampf des Clubs.

Fahrradfahrer am Rotkreuzplatz in München, 2011

Quelle: Alessandra Schellnegger

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Mehr Neuhausen als in Jakob Maria Soedhers "Rotkreuzplatz da Vinci" geht kaum - dabei wohnt der Autor gar nicht hier. Dafür aber sein Protagonist, Kunsthistoriker Dr. Samuel Binder. Eines Morgens begegnet er auf dem Weg zur U1 einer mysteriösen Frau. Bei der Suche nach ihr stößt er auf eine Wohnung, in der vor vielen Jahren ein Mord passiert ist. Natürlich in Neuhausen. Die Schauplätze in "Rotkreuzplatz da Vinci" reichen von der Blutenburgstraße über die Nymphenburger Straße bis in die typisch Neuhauser Hinterhöfe. Das Haus und das Türmchen in der Birkenstraße, in dem Binder wohnt, gibt es übrigens wirklich. Allerdings nicht ganz so wie Soedher es beschreibt - damit nicht ein Leser auf die Idee kommt zu klingeln.  

Alatsee Füssen Allgäu

Quelle: Lisa Sonnabend

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Blutender See wird das Gewässer sechs Kilometer westlich von Füssen auch genannt, denn manchmal schimmert der Alatsee im Allgäu rötlich. Bis zu 32 Meter könnte man hinabtauchen, wäre da nicht die giftige, rote Schicht in rund 15 Meter Tiefe: Purpur-Schwefelbakterien. Mehrere Menschen starben beim Versuch, diese Schicht zu durchschwimmen. Seitdem herrscht hier Tauchverbot und um den See ranken sich zahlreiche Mythen. Etwa, dass die Deutsche Reichsbank hier Nazigold versteckt hat. Die mysteriösen Geschichten über den Alatsee haben auch das Autorenduo Volker Klüpfel und Michael Kobr inspiriert. "Seegrund", der dritte Teil ihrer erfolgreichen Allgäu-Krimireihe "Kommissar Kluftinger", spielt hier.

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Quelle: lks

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Dass sich der Gruselfaktor erhöht, wenn die Tatorte direkt vor der Haustür liegen, weiß auch Roland Krause. Er hat sich die Grünwalder Villenidylle südlich von München als Tatort für seinen ersten Roman "Der Sandner und die Ringgeister" ausgesucht. Auf dem dortigen Friedhof gibt es plötzlich eine Leiche zuviel - der tote Schlagzeuger einer Gothic-Band liegt auf einem bereits besetzten Grab. Der Münchner Hauptkommissar Josef Sandner nimmt die Ermittlungen auf und macht sich mit seiner eigensinnigen bayerischen Art schnell unbeliebt in einflussreichen Kreisen. Eine Mischung aus Komödie, Krimi und Milieu-Studie samt bairischem Glossar.

Gasthof Graf in Steingaden

Quelle: oH

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In Nicola Förgs Regionalkrimis geht es nicht nur um fiktive Tote, sondern auch um reale Gastronomie. Zu den Lieblingsorten ihres Kommissars gehört der Gasthof Graf in Steingaden (Foto), seine Leberkässemmel holt sich Gerhard Weinzierl bei der Metzgerei Haslacher in Böbing. Und das Dachsbier aus Weilheim ist so etwas wie sein Lebenselixier. Auch Förgs Kommissarin Irmi Mangold beweist Geschmack. Sie geht an heißen Tagen gerne ins Café Paradiso. Auch viele Touristen, so heißt es zumindest in Oberammergau, kommen nicht nur wegen der Bauernhäuser, der Lüftlmalerei und der Geranienpracht, sondern auch wegen der Paradiso-Eiscreme zu Besuch.

Vierschanzentournee Garmisch-Partenkirchen - Ahonen

Quelle: dpa/dpaweb

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Sterben, wo andere Urlaub machen - das ist auch das Motto in Jörg Maurers Alpenkrimis. Schließlich stammt der Autor aus Garmisch-Partenkirchen und weiß, dass fiese Intrigen in der Bergluft einfach mehr Spaß machen. Sein Kommissar Jennerwein ermittelt gerne einmal rund um "das Eventgelände der Eventalpen". "Hochsaison" beginnt mit einem Olympia-Schocker: Beim Neujahrsspringen stürzt ein Skifahrer schwer. Wirklich ein Unfall? Und dann ausgerechnet, als Funktionäre wegen der Vergabe künftiger Winterspiele zuschauen. Jennerwein ermittelt bei Schützenvereinen und Olympia-Konkurrenten und der Bürgermeister macht Druck - sonst ist am Ende noch die Hochsaison in Gefahr.

Beginn der Festlichkeiten "1200 Jahre Ingolstadt", 2006

Quelle: dpa/dpaweb

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Lisa Graf-Riemann hat lange bei Ingolstadt gelebt, als Dolmetscherin für die Polizei gearbeitet und so eine Menge Ideen für Kriminalgeschichten gesammelt. Bei den Fällen ihres Kommissars Stefan Meißner ist die traditionsreiche Stadt Hintergrund. In "Donaugrab" verschwindet ein Jugendlicher, dann wird im Ingolstädter Donaukraftwerk ein grausiger Fund gemacht. Meißner muss nun in den Schulen der Stadt ermitteln. Auch der erste Teil, "Eine schöne Leich", spielt in Ingolstadt. Hier wird die hübsche Altstadt zum düsteren Tatort - eine Journalistin wird tot in ihrer Wohnung gefunden und Meißner bekommt es mit dem Theatermilieu zu tun. Und mit dem Donaukurier.

Geretsried Rathaus, Stiefmütterchen

Quelle: Manfred Neubauer

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Für seine Geschichten lässt sich Georg Unterholzner angeblich von seiner eigenen Schulzeit im Internat Schäftlarn inspirieren. Die Internatsschüler Max und Kaspar werden in seinen Krimis rund um Wolfratshausen immer wieder in Verbrechen hineingezogen. Im dritten Band "Mörderlatein" finden sie beispielsweise einen Toten am Straßenrand und irgendwie scheint ihre Lateinlehrerin in den Fall verwickelt zu sein. Zudem ist die Geschichte der größten und jüngsten Stadt im Landkreis Thema: Dem Mann von "Lovely Rita", wie die Lehrerin genannt wird, gehören die Geretsrieder Motorenwerke.

Einen Überblick über die Spuren von fiktiven Mördern und Betrüger samt interaktiver Karte gibt es unter oberbayern-krimis.de, eine Auswahl an Bayernkrimis unterteilt nach Regionen auf tinto.de/bayernkrimi

© Süddeutsche.de/dapd/sonn/holz
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