Bayerische Kommunen:Wie die Städte gegen Bettler vorgehen

In anderen europäischen Stätten gehören sie zum Straßenbild: Bettler. Im Freistaat gehen die Behörden rigoros gegen sie vor - ein Überblick.

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Bayerische Kommunen:Bamberg

Armut in Hessen

Quelle: dapd

Der vollbärtige Mann mit den Büchern und dem kleinen Gaskocher gehört zum Stadtbild. Bettler will man ihn nicht nennen, er sitzt halt da, nie aufdringlich, und wer mag, der gibt ihm was. In Bamberg ist das "Betteln in jeder Form" seit 2001 zwar verboten, aber es wird geduldet. 2010 habe die Polizei 22-mal Bettler aufgegriffen - aber das lässt man inzwischen, teilt die Stadt mit.

Und so sitzen auch jene Osteuropäer auf der Straße, die mutmaßlich alle zusammengehören und abends den alten Mann im Rollstuhl abholen, der morgens an prominenter Stelle abgestellt wird. Angequatscht werden Passanten aber von anderen: Von aufdringlich gut gelaunten Spendensammlern, die ganz legal für Tiere oder Kinder sammeln. Die seien die größere Belästigung, heißt es im Rathaus. Aber da gebe es keine rechtliche Handhabe. Katja Auer 

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Bayerische Kommunen:Augsburg

BETTLER

Quelle: SZ

"Habe Hunger", steht auf dem Pappschild, das die alte Frau durch Augsburg trägt. Erst am Hauptbahnhof, dann vor dem H&M in der Bürgermeister-Fischer-Straße, wenig später auf dem Moritzplatz - überall hier streckt die Mittfünfzigerin Passanten ihr Schild entgegen. Stehen bleibt sie immer nur kurz, sie ist immer unterwegs, immer auf der Hut vor dem städtischen Ordnungsdienst.

Die Stadt Augsburg verbietet seit 1992 das "Betteln in jeglicher Form", es droht ein Verwarngeld von bis zu 35 Euro. Augsburg gehe nur gegen die organisierten Bettler vor, ,,nicht gegen notleidende Menschen'', sagt der Ordnungsreferent Volker Ullrich. Sowohl Ordnungsdienst als auch die Polizei würden "diese Personen" mittlerweile schon kennen. Im vergangenen Jahr wurden laut Ullrich 194 Verwarnungen ausgesprochen. fo

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Bayerische Kommunen:Regensburg

Sozialverband VdK rechnet mit weiter steigender Armut

Quelle: ddp

Es sind ganz harte Regelungen in Regensburg: Die Stadt verbietet seit dem Jahr 2000 "das Betteln in jeglicher Form" durch eine kommunale Satzung, ebenso wie das "Lagern" auf öffentlichen Flächen. Solche Sondernutzungen seien nicht genehmigungsfähig. Doch die Streife laufenden "Blaujacken", wie die kommunalen Ordnungshüter genannt werden, haben einen Ermessensspielraum.

Und so sitzen oder vielmehr knien am Domplatz eigentlich stets Menschen und betteln. Die Stadt hat auch Amaro Ameise gewähren lassen: Im Stadtgraben hatte der sich niedergelassen, die dortige Baugrube begrünt und oben dann, an der Straße, eine Spendenbüchse aufgestellt: Wer "Amaroland" gut finde, der solle doch etwas einwerfen. Erst der Baubeginn eines Investors hat dieses schöne Treiben im Sommer beendet. Max Hägler

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Bayerische Kommunen:Passau

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Quelle: AP

In Passau setzen Bettler in letzter Zeit auf Tiere. Mit kleinen Hundewelpen an ihrer Seite sitzen sie mitunter in der Fußgängerzone. Tier und Mensch in Not, das verdoppelt das Mitleid - und die Almosen. Dabei täusche der Eindruck zumeist, sagt Stadtsprecher Herbert Zillinger: Die in Passau bettelnden Menschen seien oft organisierte Banden. "Wir unterstellen für diesen Personenkreis eine kommerzielle Betätigung, die den Tatbestand einer Ordnungswidrigkeit erfüllt", sagt Zillinger. Gleiches gilt für das Mitführen von Hunden, das die Passauer als gewerbsmäßige - und verbotene - Zurschaustellung werten. 50 entsprechende Anzeigen hat die Polizei in diesem Jahr bereits ausgestellt, doch bleibe das meist erfolglos - weil "andere Teilnehmer der Gruppen" die Einnahmen regelmäßig einsammeln würden. Max Hägler

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Bayerische Kommunen:Nürnberg

Christkindlesmarkt Nürnberg - Polizei

Quelle: dpa

Der Mann am Obststand im Hauptbahnhof, dort wo die Dame am Stand immer so unvergleichlich einen "schöna Dooch" wünscht, steht zumindest jeden Montag dort. Er spricht einen nicht an, er empfängt Passanten mit einem vertraulichen Blick und nickt auch dann, wenn er mal nichts bekommt. Alles legal: Die Stadt Nürnberg, sagt Ordnungsamtsleiter Robert Pollack, "will keine bettelfreie Zone" sein. Nur bei "bandenmäßigem Betteln, Betteln mit Kindern und aggressivem Betteln" schreite man ein. Erst gibt es eine schriftliche Belehrung, nutzt das nichts, wird ein Bußgeld fällig. Man wird der Stadt attestieren dürfen, dass sie das "aggressive Betteln" sympathisch kulant auslegt. Kurz nach dem Mann am Bahnhof bittet einer stets um ein "Almosen". Soweit zu sehen ist, hat er keine Probleme mit den Ordnungshütern. Olaf Przybilla

© SZ vom 8.11.2011/bica
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