Deutscher in Thailand im Koma:Das Drama von Hat Yai

Seit Monaten liegt der Bamberger Matthias Koch in Thailand im Koma. Wie es zu seinen schweren Verletzungen kam, ist rätselhaft. Und das Geld für seine Überführung nach Deutschland fehlt.

Roman Deininger

Da sind all diese Fragen, auf die nur er die Antworten kennt. Seine Geschichte hat Lücken, klaffende Lücken, aber Matthias Koch kann sie nicht schließen. Zumindest noch nicht, vielleicht auch nie. Seit zehn Monaten liegt er im Koma.

Thailand - Deutscher im Koma

Das Schicksal des Bambergers Matthias Koch gibt Rätsel auf. Seit zehn Monaten liegt er in Thailand im Koma. Wie es zu den schweren Verletzungen kam, ist unklar.

(Foto: dpa)

Es gibt ein Bild aus der Intensivstation des Songklanakarind-Krankenhauses in Hat Yai, das Bild zeigt Schläuche und medizinische Apparate und versunken im Bett seinen abgezehrten Körper. Aus der Klinik heißt es, der 39-Jährige wache langsam auf, vielleicht könne er bald zurück in die Heimat. Aber die Heimat, das ist ja schon die erste Frage.

Ist Koch über das Geländer gestürzt?

Von Matthias Koch wird dieser Tage als "Bamberger" gesprochen. Im nahen Scheßlitz wurde er geboren, er hat an mehreren Orten in Franken gelebt, in Bamberg selbst war er Mitte 2008 nur für zwei Monate gemeldet. Bald danach muss er nach Thailand gegangen sein, in den touristischen Süden. Aber Thailand, da werden die Fragen nur mehr.

Was die örtliche Polizei bestätigt, ist dies: Am 25. Oktober 2009 tauchte Matthias Koch am Flughafen der Universitätsstadt Hat Yai auf, bei sich trug er ein Ticket für einen Flug nach Bangkok am Tag darauf. Er wollte in den Abflugbereich. Man beschied ihm, er solle morgen wiederkommen. Dann ging er eine Treppe hoch. Ein paar Minuten später lag er auf dem Boden der Abflughalle, mit schwersten Verletzungen an Kopf, Hals, Armen und Körper. War er über das Geländer gestürzt?

Die Überführung soll durch Spenden finanziert werden

Zunächst verweigerten die Behörden jede Spekulation. Dann sagte ein Polizist der dpa, der Deutsche habe versucht, in die Abflughalle zu springen. An Armen und Hals habe er schon vorher Messerwunden gehabt, es habe sich anscheinend um Selbstverstümmelung gehandelt. Es gibt eine Antwort auf die Frage, was am Flughafen von Hat Yai geschah, aber keine befriedigende.

Eine Krankenhaus-Sprecherin sagte der Tageszeitung Bangkok Post, die Ärzte hätten mit mehreren Operationen Matthias Kochs Leben gerettet. Seither werde er dort versorgt, auf 45.000 Euro beliefen sich die Behandlungskosten. Angehörige habe die Klinik zunächst nicht ausfindig machen können.

"Wir fordern das Geld nicht zurück", sagte die Sprecherin. "Wir kümmern uns oft kostenlos um Flüchtlinge, zum Beispiel birmanische Arbeiter." Die Klinik habe ein Spendenkonto eröffnet, um die Rückführung nach Deutschland zu bezahlen. Ein Arzt müsste mitfliegen, dazu zwei Pfleger, mehr als 10.000 Euro dürften nötig sein. Das Geld reiche noch lange nicht.

Die Chancen auf vollständige Genesung sind gering

Noch ist Matthias Koch nicht reisefähig. In der Bangkok Post wird der Pfleger Parinya Bantito zitiert, der sich um ihn kümmert. Er sagt: "Ich wünsche mir sehr, dass er wieder gesund wird. Aber die Chancen auf vollständige Genesung sind gering." Man weiß nicht viel über das Leben, in das Matthias Koch zurückkehren könnte.

Die tz hat sich im unterfränkischen Ebelsbach umgehört, in der 4.000-Einwohner-Gemeinde in den Haßbergen ist er aufgewachsen. Von einem "kauzigen Typen" berichten Leute, die ihn wohl kennen. Er habe in Bamberg das Gymnasium besucht und dort eine Weile einen Elektroladen geführt. Mit seiner Mutter habe er länger in Ebelsbach gelebt. Als sie 2006 an Krebs starb, sei er zur Großmutter nach Bamberg gezogen.

Die Behörden haben diese Großmutter inzwischen gefunden, sie lebt in einem Pflegeheim. Sie und andere Verwandte können sich die Versorgung von Matthias Koch jedoch nicht leisten. Das Amtsgericht Bamberg hat vor wenigen Wochen eine Betreuerin für den geschäftsunfähigen Mann bestellt, sie steht in Kontakt mit der Klinik und der Deutschen Botschaft in Bangkok. Bei der Stadt Bamberg sind fast 10.000 Euro an Spenden eingegangen, außerdem Hilfsangebote von Ärzten und Sanitätern. Immerhin eine Antwort könnte es bald geben: Ja, Matthias Koch wird nach Hause kommen.

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