Bamberg:Rabbinerin entlassen

Kündigung von Antje Yael Deusel entzweit Bamberger Gemeinde

Antje Yael Deusel, 54, einzige Rabbinerin in Bayern, ist zum 31. März gekündigt worden. Das Vertrauen in eine gedeihliche Zusammenarbeit mit der Theologin und Ärztin sei "unheilbar erschüttert", begründet der Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg den Schritt. Deusel selbst sieht die Kündigung als vorläufigen Schlusspunkt einer Reihe von "Attacken" an, denen sie durch den Vorstandsvorsitzenden Martin Arieh Rudolph ausgesetzt gewesen sei. Mit ihren Anhängern hat die Rabbinerin inzwischen einen eigenen Gottesdienstkreis gebildet.

Am Mittwoch befasst sich das Bamberger Arbeitsgericht mit dem Fall. Deusel bezweifelt die Rechtmäßigkeit der Kündigung. So seien bei den jüngsten Vorstandswahlen in der Kultusgemeinde demokratische Regeln "grob verletzt" worden. Ein diesbezüglicher Widerspruch liege dem Schiedsgericht des Zentralrats der Juden zur Entscheidung vor. Beide Streitparteien reklamieren für sich große Unterstützung in der etwa 900 Mitglieder zählenden Gemeinde. Mit ihrer fast 1000 Jahre zurückreichenden Geschichte ist sie eine der ältesten in Franken.

Deusel war im November 2011 die erste deutschstämmige Rabbinerin, die nach dem Holocaust in Deutschland ausgebildet und ordiniert wurde. Seither war sie in der Bamberger Kultusgemeinde als Vorbeterin tätig. In ihrem Erstberuf ist die gebürtige Nürnbergerin Fachärztin für Kinderurologie. In ihrer Masterarbeit am Potsdamer Abraham Geiger Kolleg beschäftigte sie sich mit dem Thema "Rituelle Beschneidung unter religionsrechtlichen und medizinischen Aspekten".

© SZ vom 24.03.2015 / kna - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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