Bamberg:Grüne Oase für Sportliche

Bamberg: Der weinrot gestrichene Kabinentrakt des Schwimmvereins Bamberg ist aus den Dreißigerjahren.

Der weinrot gestrichene Kabinentrakt des Schwimmvereins Bamberg ist aus den Dreißigerjahren.

(Foto: oh)

Der Schwimmverein Bamberg bietet Mitgliedern exklusive Ruhe

Wenn er von seinem Schwimmverein erzählt, gerät Wolfgang Fischer ins Schwärmen. Er ist ein Mann im besten Alter, mit kurzen, fast schon weißen Haaren, auffälliger Brille und blitzenden blauen Augen. Bei einer Person, die seit 57 Jahren Mitglied in einem Schwimmverein ist, könnte man muskulöse Arme oder einen breiten Rücken erwarten. Fischer fehlen diese äußerlichen Merkmale eines routinierten Schwimmers. So bedeutet für ihn, wie für viele andere, die Mitgliedschaft mehr, als nur durchs Wasser zu pflügen.

So bezeichnet der Schwimmverein Bamberg (SVB), der 1925 gegründet wurde, sein Gelände als die "Grüne Oase vor den Toren der Stadt". Doch diese 1,7 Hektar sind einer der Gründe, die den SVB so besonders machen. Denn neben der Förderung des Schwimmleistungssports legt der Verein auch auf Gesundheitsvorsorge und Freizeitangebote Wert. Deshalb gibt es auf dem Gelände nicht nur drei Schwimmbecken, sondern auch einen Spielplatz, ein Fitnessstudio, Sportkurse - und natürlich jede Menge grüne Wiese. Ein besonderer Hingucker ist der weinrot gestrichene Kabinentrakt aus Holz, der in den Dreißigerjahren gebaut wurde. Wer einmal eine Kabine ergattert hat, gibt sie so schnell nicht mehr her, sondern vererbt sie weiter.

Ohnehin hat der SVB etwas Exklusives. Zutritt zum Gelände haben nur Vereinsmitglieder, 5300 sind das derzeit. Seit die Becken 2014 für 2,3 Millionen Euro saniert wurden, explodiert die Warteliste regelrecht. Knapp 500 Personen warten momentan darauf, den kleinen weißen Chip zu bekommen, der wie ein Auto aussieht, aber die Eintrittskarte zum Vereinsgelände ist. Geduld für drei bis vier Jahre sollten Anwärter mitbringen. Dafür können sie dann an heißen Sommertagen stressfrei der vor dem Gelände träge dahinfließenden Regnitz zuschauen, während in manch städtischem Bad die Gäste aus Platzmangel schon fast auf dem Handtuch des Nebenmannes sitzen. Eine solche Überfüllung wollen die Verantwortlichen des SVB trotz der großen Nachfrage vermeiden.

Die Zeiten, in denen jeder jeden kannte, sind bei 5300 Mitgliedern aber vorbei. Trotzdem gibt es für Wolfgang Fischer ein Zusammengehörigkeitsgefühl. "Alle passen aufeinander auf", sagt er, an einen schlimmeren Unfall kann er sich nicht erinnern. Deshalb habe er auch früher, als seine drei Kinder noch klein waren, die Sommertage auf dem Vereinsgelände unbeschwert genießen können, immer mit der Sicherheit, dass im Notfall jemand geholfen hätte. Diese Tradition soll an die Neumitglieder weitergegeben werden. "Ich habe gar nicht gedacht, dass es bei euch so schön ist", hätte einer der Neulinge bei der Begrüßung zu Wolfgang Fischer gesagt. "Das ,euch' habe ich natürlich gleich zu einem ,uns' verbessert", sagt Fischer. "Bei uns ist es schön, muss das heißen". Und seine Augen blitzen.

Für den Tipp bedanken wir uns bei Wolfgang Fischer aus Bamberg.

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