Bakterien in Wurst:Für Sieber-Kunden gilt: Geld zurück

Bakterien in Wurst: Bei der Metzgerei Sieber geht nichts mehr über die Theke.

Bei der Metzgerei Sieber geht nichts mehr über die Theke.

(Foto: Pöstges)
  • In Lebensmittelproben der Firma Sieber wurden Listerien gefunden - Bakterien, die Alten, Schwangeren und Säuglingen gefährlich werden können.
  • Die Verbraucherzentrale rät allen, die in jüngerer Zeit Sieber-Produkte verzehrt haben, vorsorglich einen Arzt aufzusuchen und sich auf Listerien testen zu lassen.
  • Verbraucher, die noch Sieber-Produkte im Kühlschrank haben, sollen diese in den jeweiligen Laden bringen und sich den Preis ausbezahlen lassen.

Von Günther Knoll und Christian Sebald

Insgesamt 206 Positionen umfasst die Liste der Lebensmittel, welche die Geretsrieder Großmetzgerei Sieber wegen des Verdachts auf eine Belastung mit Listerien aus dem Verkehr ziehen muss. Das sind knapp vier Din-A4-Seiten. Betroffen sind nicht nur Fleisch- und Wurstwaren, denn das Unternehmen produzierte auch pflanzliche Lebensmittel, wie zum Beispiel den "Aufschnitt vegetarisch fein 125 g, Gut Bartenhof". Eine so große Rückrufaktion ist selbst für die Verbraucherzentrale Bayern ungewöhnlich. Dort ist man sehr alarmiert.

"Eine Listerien-Infektion ist für einen gesunden und fitten Menschen natürlich keine große Sache", sagt die Ernährungsberaterin Daniela Krehl. "Der hat mal einen Tag Durchfall oder Erbrechen und dann ist es auch wieder gut." Für Senioren, kleine Kinder, schwangere Frauen und geschwächte Personen können die Bakterien indes gefährlich werden. "Gerade für Schwangere", sagt Krehl, "da kann eine Infektion im schlimmsten Fall zu einer Totgeburt führen." Die Verbraucherzentrale rät denn auch allen Betroffenen, die in jüngerer Zeit Sieber-Produkte verzehrt haben, vorsorglich einen Arzt aufzusuchen und sich auf Listerien testen zu lassen. "Denn sollte man sich tatsächlich infiziert haben, ist das ja mit einem Antibiotikum gut behandelbar", sagt Krehl.

Erstaunlich findet die Verbraucherschützerin, dass die Firma Sieber in ihrem Rückruf die Verbraucher auffordert, entsprechende Produkte in den Kühlschränken daheim zu vernichten. "Das ist überhaupt nicht üblich", sagt Krehl. "Für gewöhnlich bringt der Kunde zurückgerufene Produkte in den Einkaufsmarkt oder Laden zurück, in dem er sie gekauft hat." Dort bekommt er entweder einen intakten Ersatz oder man bezahlt ihm das Geld aus. Krehl fordert denn auch Verbraucher, die noch Sieber-Produkte im Kühlschrank haben, dazu auf, diese in den jeweiligen Laden zu bringen und sich den Preis ausbezahlen zu lassen.

In den Zentralen der großen Lebensmittelketten ist man auf entsprechende Anfragen offenbar vorbereitet. "Rewe und Penny haben aus Gründen des vorsorglichen Verbraucherschutzes alle betroffenen Artikel der Firma Sieber aus dem Sortiment genommen", heißt es bei der Rewe-Group. Die Regale des Rewe-City-Markts in Bogenhausen wirkten am gestrigen Montagnachmittag allerdings voll bestückt wie immer. Es sah so aus, als ob man die entsprechenden Sieber-Produkte hier gar nicht führte.

Bei Lidl ein paar hundert Meter weiter dann doch einige Lücken - allerdings nicht bei den Fleisch- und Wurstwaren, sondern im Angebot für Vegetarier, denn auch das "my best veggie"- Sortiment, das Lidl führt, stammt aus Geretsrieder Produktion. Aldi Süd gab an, überhaupt nicht betroffen zu sein, Sieber-Produkte führe man im Sortiment nicht. Bei Tengelmann hieß es, dass man schon am Samstag unverzüglich auf die Warnung reagiert habe. Alle Filialen seien angewiesen worden, die "Kalbslunge gebeizt" - laut Pressesprecherin das einzige Produkt aus er Sieber-Palette, das Tengelmann verkauft habe - sofort aus den Regalen zu räumen und noch an Ort und Stelle zu vernichten.

Auch Edeka bot nur "ein einzelnes Produkt der Firma Sieber, das original bayrische Kalbslüngerl," an , wie der Unternehmensverbund mitteilt. Nach Bekanntwerden der Warnung habe man sofort den Warenrückruf angeordnet und alle Filialen informiert. Der Discounter Netto dagegen verkaufte Sieber-Markenartikel, etwa die Rostbratwürstchen oder den Kochschinken. Und er ließ in Geretsried sogar Eigenmarkenartikel produzieren, wie er mitteilt, zum Beispiel Gelbwurst und Schweinebraten der Marke "Gute Ponholz". Alles habe man "vorsorglich umgehend aus dem Verkauf genommen".

Sieber hat unter 08171/ 9 82 10 eine Hotline eingerichtet, unter der sich Verbraucher informieren können. Auf der Homepage sieber-wurst.de ist die Liste aller betroffenen Waren veröffentlicht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: