Auszeichnung:Den Menschen verpflichtet

Lesezeit: 2 min

Martin Aufmuth. (Foto: Alexander Heinl/dpa)

Ministerin Emilia Müller ehrt 20 Persönlichkeiten für ihr Engagement mit der Staatsmedaille für soziale Verdienste

Von Dietrich Mittler, München

Damit hatte Sozialministerin Emilia Müller bei der diesjährigen Verleihung der Sozialmedaillen im Max-Joseph-Saal der Münchner Residenz ja nun wirklich nicht gerechnet: Kaum hatte sie am Freitag dem Erlanger Martin Aufmuth nach feierlichen Worten die Bayerische Staatsmedaille für soziale Verdienste überreicht, da drehte der Erfinder der inzwischen weltberühmten Ein-Dollar-Brille den Spieß um und setzte der Sozialministerin seinerseits eine seiner Brillen auf. So eine, wie sie auch die Menschen in Malawi und in anderen Entwicklungsländern bekommen - niedrig in den Produktionskosten, und doch äußerst effektiv und sogar irgendwie trendy.

Von diesen Brillen, so stellte die Sozialministerin in ihrer Laudatio dar, können mittlerweile Millionen Menschen profitieren, die aufgrund ihrer Sehschwäche nicht arbeiten oder als Kinder dem Unterricht in der Schule nicht folgen konnten. "Wer nicht lesen kann, kann nicht lernen", sagte Emilia Müller, und der finde damit auch "keinen Weg, der Armut zu entkommen". Aufmuth, wie immer mit weiß-grauen, zum Pferdeschwanz gebundenen Haaren, hat mit seinem bereits 2009 begonnenen Projekt den Betroffenen jedoch einen Weg aus der Armut eröffnet. Im Max-Joseph-Saal wurde er dafür mit Applaus bedacht. Und, auch das sei angemerkt: Martin Aufmuth wurde die nun tausendste Sozialmedaille überreicht.

Den längsten, fast gar nicht mehr abebbenden Applaus auf der Festveranstaltung erhielt indes eine alte Dame, der das Gehen inzwischen schwerfällt und die deshalb von einem jungen Herrn nach vorne zur Ministerin geleitet wurde - eine bescheidene Frau: Theresia Bauer aus dem Bayerischen Wald. Mehr als 40 Jahre lang hat sie ihren schwerstbehinderten Sohn Thomas gepflegt, bis zu dessen Tod im Januar 2016. "Ein großartiges Beispiel gelebter Mitmenschlichkeit", sagte Emilia Müller. Dann setzte der lange Applaus ein.

Die Schauspielerin Senta Berger kann dafür das bombastischste Blitzlichtgewitter dieser Veranstaltung für sich beanspruchen. Berger setzt sich für zahlreiche soziale Projekte ein, hervorgehoben wurde indes insbesondere ihr Wirken für die Mädchenkampagne "Because I am a Girl", die sich weltweit gegen die Ungleichbehandlung von Mädchen und heranwachsenden jungen Frauen einsetzt. Die Würzburger Basketball-Legende Dirk Nowitzki hätte wohl auch in viel Blitzlicht hineingelächelt, hätte er denn zur Preisverleihung kommen können. Dafür aber ist Dallas/USA doch etwas zu weit weg. Der Basketballer hat unter anderem die "Dirk Nowitzki Stiftung" in München gegründet, die das Ziel verfolgt, Kindern und Jugendlichen durch Sport und Bewegung wichtige soziale Kompetenzen zu vermitteln.

Wilhelm Wolpert aus Haßfurt, noch so ein vorbildlicher Franke, hat sich ebenfalls längst einen Namen gemacht - und das als "Autor für ostunterfränkische Mundart", wie es auf seiner Homepage heißt. Bedürftige in Mittel- und Osteuropa werden ihn indes durch den 1995 von ihm gegründeten Verein "Haßfurt hilft" als gütigen Menschen in Erinnerung behalten. So wird es auch den anderen Preisträgern - insgesamt 20 - ergehen, allesamt Helden des Alltags mit "nicht alltäglichem Engagement", wie Sozialministerin Müller hervorhob. "Es sind Menschen, die nicht fragen, was für sie getan werden kann, sondern die fragen, was sie für andere tun können", sagte Müller. Die Namen dieser Persönlichkeiten stehen mitsamt Foto im Internet unter www.stmas.bayern.de.

© SZ vom 24.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: