Ausstellung:Räuber mit gefeilten Zähnen

In der neuen "Wikinger!"-Schau im Rosenheimer Lokschuppen lässt sich überraschend viel über die Seefahrer aus dem Norden lernen. Auch über die feingeistige Seite der Eroberer.

Von Yvonne Poppek

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(Foto: Constantin Film)

Es lohnt sich, etwas auf dem Kasten zu haben. Man kann ruhig ängstlich sein, schmächtig und als Junge mit halblangen, roten Haaren ausschauen wie ein Mädchen. Egal. Am Ende ist es doch immer so: Probleme lassen sich nicht mit Muskelkraft lösen, sondern mit Köpfchen und nach kurzer Bearbeitung der Nasenflügel durch den Zeigefinger. Seit Mitte der Siebzigerjahre lässt sich diese Botschaft aus den 78 Episoden der Zeichentrickserie Wickie und die starken Männer extrahieren. Mit ungebrochenem Erfolg. Wickie ist so beliebt, dass er auch Jahrzehnte später fürs Kino taugt (hier ein Szenenbild aus "Wickie auf großer Fahrt") und entsprechende Kulisse samt Hütten und Schiff in der Jachenau am Walchensee besichtigt werden kann - beziehungsweise konnte.

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(Foto: dpa)

Denn: Zurzeit müssen Wickie-Fans das Schiff woanders besuchen. Die 17 Meter lange "Freya" mit ihren 14 Tonnen Gewicht liegt nun auf dem Vorplatz zum Lokschuppen Rosenheim (das Bild zeigt Mitarbeiter beim Aufbau). Sie ist Teil der neuen Erlebnisausstellung "Wikinger!" vom 11. März bis 4. Dezember 2016. Jeder, der sich nun aber eine Hommage an die Fernsehserie "Wickie" erwartet, sei gewarnt...

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(Foto: dpa)

Die Kuratoren in Rosenheim sind darauf bedacht, wissenschaftlich fundierte Schauen zu kreieren, die zahlreichen Objekte darin regelrecht zu inszenieren (hier ein Schatzkästchen mit nordischen Tierornamenten) und dann mit einem Parcours und Attraktionen für Familien anzureichern - wie eben mit dem Schiff. Das soll auch diesmal nicht anders sein.

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(Foto: dpa)

Auf 1500 Quadratmetern wollen die Veranstalter zeigen, "dass die wahre Geschichte der skandinavischen Völker im Frühmittelalter noch spannender ist als alle Mythen, die sich um sie ranken." Im Bild: das Modell des Oseborg-Schiffes, das im Jahr 834 als Grabstätte diente.

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(Foto: Andreas Jacob; oh)

Der Lokschuppen präsentiert Wikinger-Originalobjekte aus dem Lunds Universitets Historiska Museum in Schweden und anderen Museen, die zum Teil erstmals öffentlich zu sehen sind. Kleine Alltagsgegenstände wie Kämme oder Fibeln (im Bild) werden nicht einfach nur in Vitrinen gelegt. Sie werden jeweils auch in einen Kontext gesetzt, beispielsweise in einen mit Zeichnungen illustrierten Kurzkrimi.

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(Foto: Andreas Jacob; oh)

Es sind Eisenhelme und Waffen zu sehen, auch ein Wikinger-Schädel mit gefeilten Vorderzähnen - manche Krieger ließen sich Kerben machen, die von ihrem Heldenmut zeugen sollten - sowie Goldschmiedearbeiten von großer handwerklicher Qualität. Sie belegen, dass die Wikinger nicht nur ein räuberisches Seefahrervolk waren, sondern auch feingeistig zu Werke gingen - und sogar Gedichte schrieben.

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(Foto: Uwe Lein/dpa)

Mehr als 500 Exponate sind in Rosenheim in die Erlebnisausstellung eingebunden, die unmittelbar die Erfolgsstory der Wikinger zugänglich machen sollen und zugleich populäre Irrtümer widerlegen. Und natürlich gibt es auch wieder einen Parcours für Kinder, in dem Fähigkeiten wie Entern, Kämpfen und Plündern geprüft werden können. Auch Rätsel gibt es zu lösen. Naturgemäß heißt dieser Parcours "Wickie". Da lässt erahnen: Etwas Köpfchen ist nicht schlecht. Wikinger!, 11. März bis 4. Dezember 2016, Montag bis Freitag 9-18 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertag 10-18 Uhr, Lokschuppen Rosenheim, Rathausstraße 24, Telefon 08031/365 90 36, www.lokschuppen.de

© SZ vom 10.3.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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