Augsburger Polizistenmord:Erst Ausbruch, dann Geiselnahme

Polizistenmord Augsburg

Im Oktober 2011 wurde Mathias Vieth erschossen. Die Kollegen gedachten seiner im Foyer des Präsidiums.

(Foto: Stefan Puchner/dpa)

Das Brüderpaar, das demnächst wegen des Augsburger Polizistenmordes vor Gericht steht, soll Pläne schmieden, aus der Untersuchungshaft auszubrechen und dabei Geiseln zu nehmen. Bei einer Zelldurchsuchung finden Beamte eine Stichwaffe. Nun hat der Vorsitzende Richter außerordentlich strenge Sicherheitsmaßnahmen angeordnet.

Von Hans Holzhaider

Für den Prozess gegen die Brüder Rudi R., 57, und Raimund M., 59, die beschuldigt werden, am 28. Oktober 2011 in Augsburg einen Polizisten erschossen zu haben, hat der Vorsitzende Richter der Augsburger Schwurgerichtskammer außerordentlich strenge Sicherheitsmaßnahmen angeordnet.

Die beiden Angeklagten sollen von Beamten eines Sondereinsatzkommandos vorgeführt werden und während der gesamten Verhandlung an den Füßen gefesselt bleiben. Grund für diese auch bei Mordprozessen ungewöhnliche Maßnahme sind angebliche Pläne der beiden Angeklagten, aus der Untersuchungshaft auszubrechen und dabei Geiseln zu nehmen. Ein Mitgefangener von Raimund M. hat angegeben, dieser habe ihm von seinem Plan erzählt.

Demnach habe Raimund M. vorgehabt, nach seinem Ausbruch den Vorsitzenden Richter und Pressesprecher am Augsburger Landgericht, Karl-Heinz Haeusler, als Geisel zu nehmen und so seinen Bruder Rudi freizupressen. Haeusler war Präsident des Tennisclubs, bei dem Raimund M. bis zu seiner Verhaftung als Platzwart angestellt war. Bei einer Zellendurchsuchung entdeckten die Justizbeamten in M.'s Zelle eine aus einem Einwegrasierer angefertigte Stichwaffe.

Ob der Mitgefangene die Wahrheit gesagt hat, ist offen. Dass Häftlinge manchmal falsche Aussagen über Mitgefangene machen, um sich Vorteile zu verschaffen, ist eine bekannte Tatsache. Immerhin nahm die Justiz die Aussagen sehr ernst. Die Brüder wurden umgehend in verschiedene Anstalten verlegt und in Isolationshaft genommen. Nach Angaben ihrer Verteidiger dürfen sie nicht einmal Sichtkontakt zu anderen Gefangenen haben; auch bei Anwaltsbesuchen werden sie an Händen und Füßen gefesselt vorgeführt.

Der Prozess gegen Rudi R. und Raimund M. beginnt am Donnerstag. Er wird wohl bis Ende des Jahres dauern. Die beiden Angeklagten haben bisher keinerlei Angaben gemacht. Sie werden sich voraussichtlich auch im Prozess nicht zu den Vorwürfen äußern.

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