Augsburg:Staatsanwalt stürzt sich in Gerichtsgebäude in den Tod

  • Vor den Augen mehrerer Schüler hat sich ein Staatsanwalt im Augsburger Strafjustizzentrum umgebracht.
  • Der 43-Jährige stürzte sich aus dem dritten Stock in den Eingangsbereich des Gerichtsgebäudes.

Ein 43-jähriger Staatsanwalt hat sich am Dienstagmorgen im Augsburger Strafjustizzentrum vom dritten Stock ins Atrium des Gebäudes gestürzt. Der Mann konnte zunächst reanimiert werden, erlag aber später im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Neben Mitarbeitern der Justiz waren auch mehrere Schüler, die mit ihren Klassen das Gerichtsgebäude besucht hatten, Zeugen des tragischen Vorfalls geworden. Über das Motiv des Mannes für die mutmaßliche Verzweiflungstat wurde zunächst nichts bekannt. Die Staatsanwaltschaft schloss Fremdverschulden aus.

Der Jurist vertrat die Anklage in einem Mordverfahren gegen einen jungen Mann aus Donauwörth, der seine Mutter umgebracht haben soll. Die Hauptverhandlung sollte am Dienstagmorgen fortgesetzt werden. Kurz vor Prozessbeginn gegen 8.30 Uhr ließ sich der Staatsanwalt über die Brüstung ins Atrium fallen. Um die Menschen, die zusehen mussten, kümmerten sich ein Kriseninterventionsteam, Polizeipsychologen und Schulseelsorger. Der Jurist konnte nicht gerettet werden.

Ein zufällig anwesender Gerichtsmediziner leitete noch Reanimationsmaßnahmen ein, der Mann starb aber wenig später im Klinikum Augsburg. Die Hintergründe des Falles würden aktuell geklärt, teilte Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai in einer Stellungnahme mit. Der Kriminaldauerdienst der Polizei habe Ermittlungen aufgenommen.

Bislang ist lediglich bekannt, dass der Staatsanwalt am Augsburger Schwurgericht zuletzt mehrere aufsehenerregende Verfahren betreut hatte. So war er auch Ankläger im Prozess um den Doppelmord von Eching - ein Mann hatte seine ehemalige Lebensgefährtin und den gemeinsamen Sohn getötet. Im Fall des aktuell angeklagten Mordes von Donauwörth war Verteidiger Bernd Scharinger noch am Montag mit dem Staatsanwalt zusammen gesessen. Dem BR sagte der Anwalt, man habe den Fall erörtert, da sei "alles wie immer" gewesen.

Anmerkung der Redaktion: Wegen der wissenschaftlich belegten Nachahmerquote nach Selbsttötungen haben wir uns entschieden, in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche zu berichten, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Dann gestalten wir die Berichterstattung bewusst zurückhaltend und verzichten, wo es möglich ist, auf Details. Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (http://www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

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