Augsburg:47-Jähriger versuchte, Schottdorf zu erpressen

  • Das Ehepaar Schottdorf steht wegen des Vorwurfs des Betrugs vor Gericht - nun aber sagt Gabriele Schottdorf als Zeugin aus.
  • Ein Mann hatte Schottdorfs zu erpressen versucht.

Von Stefan Mayr, Augsburg

Das Ehepaar Schottdorf, das sich derzeit in Augsburg vor Gericht verantworten muss, ist selbst Opfer einer Straftat geworden. Die 61-jährige Geschäftsführerin des Großlabors Schottdorf GmbH musste am Dienstag deshalb schon wieder ins Strafjustizzentrum. Diesmal sagte Gabriele Schottdorf jedoch als Zeugin aus, denn ein Mann hatte versucht, sie zu erpressen.

Vor dem Amtsgericht musste sich der 47-Jährige wegen versuchter Erpressung verantworten. Der Mann hatte Anfang Juli in der Firmenzentrale angerufen und die Geschäftsleitung verlangt. Er wurde durchgestellt, dann erzählte er eine wilde Räuberpistole: Er sei Mitarbeiter des "Wirtschaftsstaatsschutzes in Berlin", teilte er mit. Es stehe eine Durchsuchungs- und Verhaftungsaktion mit "80 Mann" an. Das Verfahren richte sich auch gegen Bernd Schottdorf. Die ganze Aktion könne aber abgeblasen werden, wenn die Schottdorfs 1,76 Millionen Euro zahlen würden.

Angeklagter legt ein Geständnis ab

Die verdutzte Firmenchefin glaubte dem Anrufer zunächst. Nach weiteren Telefonaten kamen ihr allerdings Zweifel. Ihre Anwältin durchschaute den Anrufer, beide schalteten die Polizei ein. In Zusammenarbeit mit Spezialisten der Kriminalpolizei machte Gabriele Schottdorf zwei Geldübergabe-Termine mit dem Erpresser aus. Die erste Übergabe von 100 000 Euro in Erfurt scheiterte. Danach wollte der Täter 600 000 Euro in einem Berliner Hotel entgegennehmen. Bei dem Treffen wurde er von Beamten eines Mobilen Einsatzkommandos festgenommen. In der Tasche hatte er einen selbst gebastelten Ausweis des "Wirtschaftsstaatsschutzes Berlin", den es gar nicht gibt.

Am Dienstag legte der Angeklagte ein Geständnis ab. Seine Firma habe finanzielle Probleme gehabt, er habe dringend Geld gebraucht. Er bat die Geschädigte um Entschuldigung. Gabriele Schottdorf berichtete im Zeugenstand, sie sei nach dem Anruf zunächst "geschockt" gewesen und habe in der ersten Aufregung alles geglaubt. Sie betonte, dass sie die Entschuldigung nicht annehme. Das Gericht verhängte eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten.

Der Augsburger Laborarzt Bernd Schottdorf und seine Frau Gabriele stehen wegen Betrugs zulasten der Krankenkassen in zweistelliger Millionenhöhe seit Montag vor Gericht. Der 75-Jährige wies alle Vorwürfe zurück: Es gebe kein Motiv und keinen Schaden.

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