Augsburg:Erhalten für die Nachfahren

Initiative kämpft für zügige Sanierung des Augsburger Theaters

Von Stefan Mayr, Augsburg

Ute Michallik redet sich in Rage. "Die Nachkriegsgeneration hat das Theater für uns erhalten, jetzt müssen wir das auch für unsere Nachfahren tun", ruft die Augsburgerin. Die 62-Jährige kämpft für eine schnellstmögliche Sanierung des Stadttheaters, sie ist am Dienstag mit sieben Mitstreitern von der Initiative "Theater modern - ja zur Sanierung" erstmals an die Öffentlichkeit getreten. Ihre Gruppe ist eine Gegenbewegung zu jener Initiative, die derzeit Unterschriften gegen die Sanierung des Stadttheaters sammelt.

Der Kampf um die Sanierung des Großen Hauses plus Neubau eines Verwaltungs- und Werkstattgebäudes, er weitet sich quasi von Tag zu Tag aus. 189 Millionen Euro soll die Renovierung des maroden Gebäudes kosten. Den einen ist das viel zu teuer angesichts der städtischen Schulden, deshalb haben sie das Bürgerbegehren gestartet. Die anderen betonen, diese Sanierung sei überfällig und dringend nötig. "Wenn wir jetzt nicht sanieren, hinterlassen wir der nächsten Generation eine Bauruine an einer zentralen Stelle der Stadt", sagt Ute Michallik bei einer Pressekonferenz in der Stadtbibliothek. "Es kann doch nicht sein, dass wir da ein Haus mit zugenagelten Fenstern hinterlassen."

In der Initiative haben sich Künstler, Wissenschaftler, Geschäftsleute und andere Theaterfreunde zusammengeschlossen, sie sammeln Unterschriften pro Sanierung und planen weitere Aktionen. "Wir sind viele", betont ihr Sprecher Christian Z. Müller. Nach seinen Angaben haben bereits 5000 Personen für eine zügige Sanierung unterschrieben. Wie viele Unterstützer die Sanierungsgegner beisammen haben, ist unklar. Sie benötigen etwa 11 000 Unterschriften, damit es zu einem Bürgerentscheid kommt. Die Frage würde dann lauten: "Sind Sie dafür, dass die Stadt Augsburg die Sanierung des Theaters trotz angespannter Haushaltslage über Neuverschuldung finanziert?"

Diese Formulierung kritisieren die Gegner des Bürgerbegehrens scharf: "Dieses Alles-oder-nichts-Prinzip gefährdet die Existenz des Vier-Sparten-Hauses", sagt SPD-Kulturpolitiker Frank Mardaus. Die Sanierungsbefürworter betonten, jede Baumaßnahme dieser Größenordnung müsse mit Schulden finanziert werden. Wer dies kategorisch ablehne, riskiere den "Tod des Theaterstandorts Augsburg". Es sei eine große Chance, dass der Freistaat das Projekt mit 107 Millionen Euro unterstütze. Wer eine komplette Neuplanung fordert, gefährde diesen Zuschuss.

Michallik, Müller, Mardaus und ihre Mitstreiter sind nicht die einzigen, die sich zum Bürgerbegehren zu Wort melden. Die Künstlergewerkschaft Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger warnt vor einem "Schildbürgerstreich", an dessen Ende die drittgrößte Stadt Bayerns "ohne funktionierendes Theater dastehen könnte". Und der Personalratsvorsitzende des Theaters, Werner Sirch, betont, dass die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter "nicht mehr tragbar" seien. "Das Personal ist frustriert und hat Angst, dass die Arbeitsplätze und das Theater den Bach hinuntergehen." Die "einzige Lösung" sei eine umfassende Sanierung.

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