Augsburg: Curt-Frenzel-Stadion:Steile Stufen und die Folgen

Das Curt-Frenzel-Stadion in Augsburg galt als Unikat im Profi-Eishockey - jetzt korrigiert die Stadt den misslungenen Umbau. Das hat Folgen für die Nutzung.

Stefan Mayr

Es war schon immer ein Unikat im deutschen Profi-Eishockey, das altehrwürdige Curt-Frenzel-Stadion am Augsburger Schleifgraben. Als einziges Erstliga-Team spielen die Augsburger Panther in einer Arena mit drei offenen Seiten - nirgendwo anders haben die Spieler auf der Eisfläche mit Laub oder Schnee, Nebel oder Sonne zu kämpfen. Jetzt hat es das "CFS", wie es gerne genannt wird, endgültig zum kuriosesten Eisstadion der Republik geschafft: Der halbfertige Umbau wird abgerissen und neu gebaut - und am Ende der millionenschweren Operation wird sich die zuvor vielseitig nutzbare offene Arena in eine Halle verwandelt haben, in der außer Eishockeyspielen keine anderen Veranstaltungen mehr erlaubt sind.

Sichtprobleme im Curt-Frenzel-Stadion Augsburg

Das Curt-Frenzel-Stadion in Augsburg im deutschen Profi-Eishockey als Unikat - jetzt wird umgebaut.

(Foto: dapd)

Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) gab am Donnerstag bekannt, dass das Stadion nun definitiv nach den Plänen einer Fangruppe umgebaut wird. Die Stadt werde noch im März auf drei Seiten mit dem Abriss der bisherigen Umbauten beginnen und neue Tribünen errichten, so Gribl. Trotz zusätzlicher Kosten in Millionenhöhe und einer strikten Einschränkung der Betriebserlaubnis verkaufte Gribl die Entwicklung als Erfolg: "Ich bin erleichtert."

Das kann man ihm sogar abnehmen, wenn man die chaotische Vorgeschichte bedenkt: Als die Stadt das Projekt ausschrieb, forderte sie von den Bewerbern explizit einen "Nachweis der besonderen Erfahrung" beim Umbau "von Sportstadien bei laufendem Betrieb". Den Zuschlag bekam ein Büro, das zwar noch nie ein Stadion gebaut hatte, dessen Inhaber aber mit dem Augsburger Baureferenten Gerd Merkle gemeinsam studiert hatte.

Als Entscheidungsgrundlage diente vor allem ein "Fassaden-Wettbewerb". Das Innenleben der Arena wurde abweichend vom Stadtratsbeschluss gründlich umgearbeitet - ohne den Stadtrat darüber zu informieren. Im ersten Spiel auf der Baustelle stellte sich dann heraus, dass die Hälfte der Zuschauer nur ein Drittel der Eisfläche sieht. Die Aufregung war groß: "Wo ist der Puck?", riefen die Fans.

Die Frage "Wo ist der Schuldige?" ist bis heute nicht beantwortet. Die Stadt behauptet, die Architekten hätten gepfuscht. Sie hat die Bauarbeiten eingestellt und dem Büro den Auftrag entzogen. Nun wird ein Konzept umgesetzt, das eine Fangruppe innerhalb weniger Tage zu Papier gebracht hat. Diese Pläne sehen auf den Stehplatztribünen eine Stufenhöhe von 25 Zentimetern vor, obwohl die Versammlungsstätten-Verordnung maximal 19 Zentimeter erlaubt. Doch am Donnerstag verlas Gribl ein Gutachten des TÜV Süd, das einer Ausnahmegenehmigung zustimmt - allerdings nur, wenn zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden.

Die gravierendste Einschränkung ist, dass in dem städtischen Stadion künftig ausschließlich Eishockeyspiele stattfinden dürfen. "Für andere Veranstaltungen ist eine Einzelgenehmigung nötig", berichtete Baureferent Gerd Merkle. Während also in vielen Städten bereits moderne Multifunktions-Arenen stehen, wird in Augsburg eine Halle errichtet, in der weder "Holiday on Ice" noch andere Show-Events stattfinden dürfen. OBGribl bezeichnet diese Einschränkung als "nicht besonders tragisch". Schließlich seien in Hallen "ohnehin nur sehr übersichtliche Veranstaltungen denkbar".

Auf den äußerst knappen Haushalt der Stadt kommen nun Zusatzkosten in Höhe von zwei Millionen Euro zu.

Diese Summe macht OB Gribl ohne großes Zögern locker - während er am Mittwoch eine Beteiligung an der Sanierung des historische Gignoux-Palais in der Augsburger Altstadt kategorisch ausschloss. Eine Renovierung und kulturelle Nutzung des leerstehenden Rokokogebäudes würde das Stadtzentrum erheblich aufwerten, darin sind sich alle Stadträte einig. Ebenso Konsens ist, dass das Haus in seinem zunehmend maroden Zustand ein Schandfleck ist. Dennoch will Gribl für dessen Sanierung kein Geld in die Hand nehmen. Als Begründung nennt der OB: die angespannte Finanzsituation der Stadt.

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