Aufnahmerituale in Mittenwald:Bundeswehr greift durch

Die Bundeswehr zieht Konsequenzen aus den entwürdigenden Aufnahmeritualen des Hochzugs der Gebirgsjäger in Mittenwald - und tauscht die gesamte Führung aus.

Als Konsequenz aus den Berichten über entwürdigende Aufnahmerituale in der Bundeswehr wird die Führung des Hochgebirgsjägerzugs im oberbayerischen Mittenwald komplett ausgetauscht. Das kündigte Heeres-Inspekteur Hans-Otto Budde am Mittwoch im Verteidigungsausschuss des Bundestags an.

Die Maßnahme betrifft sechs Feldwebel und Unteroffiziere und soll im Oktober vollzogen werden. Insgesamt gehören dem Hochgebirgsjägerzug derzeit 24 Soldaten an. Vor zwei Wochen hatte der Wehrbeauftragte Reinhold Robbe dem Ausschuss berichtet, dass es in Mittenwald seit Jahrzehnten Aufnahmerituale gibt, zu denen das Essen roher Schweineleber und Alkoholkonsum bis zum Erbrechen gehört.

Am Montag hatte er 23 weitere Zuschriften ehemaliger Soldaten über weitere Exzesse vorgelegt. Der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ernst-Reinhard Beck, warnte vor einem Generalverdacht gegen die gesamte Bundeswehr. Diese sei ein "Spiegelbild der Gesellschaft", gesellschaftliche Phänomene wie Alkoholexzesse fänden "unweigerlich auch den Weg in die Streitkräfte."

Der sicherheitspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Omid Nouripour, beklagte ein "eklatantes Führungsversagen" in der Bundeswehr und forderte eine Reform der Offiziersausbildung.

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