Attentatsplan 1977:RAF wollte Strauß in seiner Wohnung ermorden

Franz Josef Strauß im Visier der Terroristen: Die Kinder des früheren CSU-Chefs berichten von Anschlagsplänen der RAF im Herbst 1977 - mit Modellflugzeugen.

Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) haben 1977 offenbar einen Mordanschlag auf den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß geplant. Dies sagten seine Kinder in einem Gespräch mit derBild-Zeitung. Nach Angaben von Strauß-Tochter Monika Hohlmeier hatte das frühere RAF-Mitglied Verena Becker in einem Münchner Hochhaus eine konspirative Wohnung angemietet.

Attentatsplan 1977: Franz Josef Strauß bei einer Klausurtag im Januar 1978: Plante die RAF einen Anschlag auf den früheren CSU-Chef?

Franz Josef Strauß bei einer Klausurtag im Januar 1978: Plante die RAF einen Anschlag auf den früheren CSU-Chef?

(Foto: Foto: dpa)

"Dort sind die Terroristen eingezogen und haben unsere Wohnung mit Ferngläsern beobachtet, uns ausgespäht", sagte sie. Es seien Pläne gefunden worden, "die eine Sprengstoff-Attacke auf unsere Wohnung mit Modellflugzeugen vorsahen". Strauß-Sohn Franz Georg erinnert sich, dass die Familie daraufhin umziehen musste.

Strauß gehörte im Deutschen Herbst von 1977 unter anderem neben dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt und dessen Vorgänger Willy Brandt zum parteiübergreifenden, sogenannten "Großen Krisenstab".

Im September 1977 unmittelbar nach der Schleyer-Entführung hatte die Bundesregierung zwei Krisenstäbe eingerichtet. Über 43 Tage hinweg, bis die Leiche Schleyers gefunden wurde, wurden hier die wesentlichen Entscheidungen getroffen.

Dem Spiegel zufolge war Franz Josef Strauß einer, der besonders harte Maßnahmen gegen die Terroristen forderte: Man brauche eine "massive Gegendrohung", erklärte der CSU-Chef am 12. September 1977.

Unter anderem habe man in den Krisenstäben auch darüber nachgedacht, die Todesstrafe für Terroristen einzuführen. Strauß-Sohn Franz Georg wiederum sagte dazu der Bild: "Hans-Dietrich Genscher, damals als Außenminister dabei, hat festgehalten, dass darüber im Krisenstab nicht geredet wurde."

Erst im vergangenen Jahr waren Anschlagspläne der RAF veröffentlicht worden. Demnach hatte die Terrororganisation mehrere Repräsentanten von Staat und Wirtschaft im Visier. Sie soll 1977 auch eine Entführung des damaligen SPD-Vorsitzenden Willy Brandt geplant haben.

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