Atomkraftwerk bei Landshut:TÜV bestätigt Risse an Isar 1

Das Atomkraftwerk Isar 1 muss laut einem TÜV-Gutachten ständig nachgebessert werden - unter anderem wegen Rissbildungen. Die Grünen sehen sich mit ihrer Kritik im Recht.

Max Hägler

Das Atomkraftwerk Isar 1 bei Landshut bedarf offenbar steter Anpassungen, um den steigenden Sicherheitsanforderungen gerecht zu werden. Das legt ein aktuelles Gutachten des TÜV Süd nahe, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt. So seien in dem 31 Jahre alten Kernkraftwerk bis einschließlich des Jahres 2009 etwa 3000 Änderungen an der Anlage oder an der Betriebsweise durchgeführt worden, heißt es in dem 30-seitigen Gutachten, das vom Juli diesen Jahres stammt.

Zeitung: Gutachten bestaetigt Sicherheitsmaengel des AKW Isar 1

Spröde Haut: Im Atomkraftwerkes Isar 1 kommt es laut einem TÜV-Gutachten zu Rissbildungen.

(Foto: ddp)

Bayerns Umweltminister Markus Söder (CSU) hat in den vergangenen Wochen immer wieder erklärt, dass Isar 1 alle gesetzlichen Sicherheitsanforderungen erfülle. Dies ist wohl richtig, der TÜV bescheinigt der Anlage Betriebssicherheit. Alles andere wäre allerdings auch verwunderlich, ist der TÜV doch in den vergangenen Jahren in reguläre Prüfungen eingebunden gewesen. "Insgesamt befindet sich die Anlage KKI1 auf einem modernisierten und weiterentwickelten sicherheitstechnischem Stand", heißt es in dem Papier.

Allerdings ist das nur durch "zum Teil sehr umfangreiche Nachrüstungs- bzw. Optimierungsmaßnahmen" möglich geworden. Zudem heißt es, dass in Isar 1 eine Vielzahl von Maßnahmen durchgeführt würden, "um die verschiedensten Alterungsphänomene kontinuierlich zu überwachen und deren Auswirkungen zu beherrschen".

Festgestellt wurden auch solche Alterungsphänomene, etwa Rissbildungen. So hat es den Prüfern zufolge etwa durch Korrosionen Spannungsrisse gegeben. Die Auswirkungen "in begrenztem Umfang an verschiedenen Komponenten" führten schließlich zu drei meldepflichtigen Ereignissen.

Die bayerischen Grünen sehen sich durch das Gutachten in ihrer Kritik am Atomkraftwerk Isar 1 bestätigt. Der TÜV versuche zwar "mit einer ausgefeilten Sprache Sicherheit herbeizureden", sagte der energiepolitische Sprecher Ludwig Hartmann der SZ. Aber dies könne nicht verdecken, dass das Kernkraftwerk veraltet sei. Die Kernaussagen eines umfangreichen Gutachtens der Grünen aus dem vergangenen Jahr werde nicht widerlegt, so Hartmann. So sei das Kraftwerk wegen der vergleichsweise dünnen Wände gegen Terroranschläge und Flugzeugabstürze schlecht geschützt. Der Reaktor müsse deswegen unverzüglich vom Netz gehen.

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