Asyl:Gambiern misslingt Ausreise nach Italien

Ein in diesem Ausmaß bislang wohl einzigartiger Versuch afrikanischer Flüchtlinge, sich kollektiv auf eigene Faust von Deutschland wieder nach Italien abzusetzen, beschäftigt derzeit die Regierung von Schwaben. Am Montag hatten sich von der Donauwörther Erstaufnahme-Einrichtung gut 150 Asylbewerber aus Gambia nach einer hitzigen Protestkundgebung auf den Weg zum Bahnhof gemacht, um von dort aus mit dem Zug eigenständig in Richtung Italien zu fahren. Sie hatten offenbar kurz zuvor erfahren, dass ihr Asylantrag abgelehnt wurde und dass damit letztlich auch eine Abschiebung zu erwarten sei.

Gemäß Dublin-III-Verordnung droht den Betroffenen tatsächlich am Ende zumeist eine zwangsweise Rückführung dorthin, wo sie bei ihrer Ankunft in Europa zuerst als Flüchtlinge registriert wurden. Einer Abschiebung wollten die Gambier nun wohl zuvorkommen, zumal mit jener eine lange Einreisesperre nach Deutschland verbunden ist. Angesichts der emotionsgeladenen Stimmung war es für die am Bahnhof eingesetzte Polizei nicht leicht, den Männern und Frauen aus Gambia die Aussichtslosigkeit ihres Unterfangens deutlich zu machen. Aufgrund fehlender Ausreisedokumente wären sie nie bis nach Italien gelangt. Schon an der Grenze zu Österreich hätte diese Reise ein Ende genommen.

Die Regierung von Schwaben betonte am Dienstag auf Nachfrage, von ihrer Seite aus "könnten die Gambier nach Italien ausreisen". Allerdings habe sie den Ausreisezeitpunkt "nicht in der Hand". Italien nehme die sogenannten Dublin-Fälle in Kontingenten zurück. Jetzt gelte es im Einzelfall zu klären, ob die ausreisewilligen Flüchtlinge im Besitz der dazu notwendigen Dokumente sind. "Eine freiwillige Ausreise mit Durch- und Einreise in Nachbarländer setzt gültige Identitätspapiere voraus", erklärte eine Sprecherin der Regierung von Schwaben. In keinem Fall aber könne die Rede davon sein, dass die Regierung die selbständige Ausreise unterbinden wolle.

Ehrenamtliche Asylhelfer in ganz Bayern hatten in den zurückliegenden Monaten wiederholt die Erfahrung gemacht, dass sich von ihnen betreute Flüchtlinge über Nacht aus den Unterkünften absetzen. Dabei handelte es sich aber stets um Einzelfälle oder um kleine Gruppen.

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