Artenschutz:Wo sind die Wolfsjungen?

WÖLFE IM BAYERISCHEN WALD

Wölfe im Nationalpark Bayerischer Wald können sich über eine "Grüne Grenze" nach Tschechien bewegen - die ersten Jungen könnten daher eher in Grafenwöhr gesichet werden.

(Foto: DPA)
  • Zwei Wolfspaare auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr und im Bayerischen Wald sollen Junge bekommen haben.
  • Noch halten sich die Rudel in geschützten Zonen auf, doch schon in zwei bis drei Wochen rechnen Förster und Wolfexperten mit den ersten Bildern aus Fotofallen.
  • Der Wolf steht in Bayern unter strengem Artenschutz.

Von Christian Sebald

Die Wolfswelpen auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr und im Bayerischen Wald müssten jetzt gut zweieinhalb Monate alt sein. Sie sind noch sehr klein und verspielt. "Aber sie haben schon vor ungefähr sechs Wochen ihre Geburtshöhlen verlassen", glaubt Ulrich Wotschikowsky, Förster und Wolfsexperte. "Seither halten sie sich die meiste Zeit in deren direktem Umfeld auf." Aber nun sind die Welpen groß genug für weitere Exkursionen.

Für Wotschikowsky bricht damit eine aufregende Zeit an. Die zentralen Fragen lauten: Wo gelingt der erste Nachweis, dass in Bayern nach mehr als 150 Jahren wieder ein Wolfsrudel unterwegs ist? In Grafenwöhr oder im Bayerischen Wald? Und wie viele Welpen sind es, die mit ihren Eltern umherstreifen?

Dass die beiden Wolfspaare, die vor geraumer Zeit auf dem oberpfälzischen Truppenübungsplatz und im Nationalpark im Bayerischen Wald nachgewiesen worden sind, Nachwuchs bekommen haben, steht für den Experten außer Zweifel. "Da bin ich mir sehr sicher", sagt Wotschikowsky. "Es kommt nur sehr selten vor, dass etwas bei der Wolfsbrunft nicht klappt." Auch die Geburt der Welpen und die ersten Wochen danach dürften den Wolfspaaren keine Probleme bereitet haben.

Zumal sich die Elterntiere abgelegene Orte für die Geburtshöhlen suchen, damit sie und ihre Welpen in den ersten Wochen ungestört bleiben. "So anpassungsfähig Wölfe sind und so gut sie selbst in vergleichsweise dicht besiedelten Regionen zurechtkommen, wenn es um die Geburt und die erste Zeit danach geht, führen sie ein extrem heimliches Dasein", sagt Wotschikowsky.

Und da haben sie auf einem Truppenübungsplatz und in einem Nationalpark viele Möglichkeiten. In Grafenwöhr etwa gibt es zahlreiche Sicherheitszonen, in denen sogar Soldaten Betretungsverbot haben. Auch in den Kernzonen des Nationalparks Bayerischer Wald herrschen Betretungsverbote, außerdem ist der Wald hier schier undurchdringlich. "Und natürlich wissen alle auf dem Truppenübungsplatz und im Nationalpark, dass die ersten Wochen sehr sensibel sind für die Rudel", sagt Wotschikowsky, "sie lassen die Tiere möglichst in Ruhe."

Gleichwohl ist es nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Welpen entdeckt werden. "Die Streifzüge der Rudel werden jetzt immer weitläufiger", sagt Wotschikowsky, "schon in zwei oder drei Wochen kommen sie gar nicht mehr zu ihrer Höhle zurück, die Welpen ziehen auf sogenannte Rendezvousplätze um, wo sie weiter von den Eltern versorgt werden." In der Regel ist das die Zeit, in der die Welpen erstmals in eine Fotofalle tappen.

Zumal die Naturschützer und die Förster in Grafenwöhr wie im Bayerischen Wald etliche zusätzliche Kameras aufgestellt haben, damit sie schnell erfahren, wo die Jungen unterwegs sind. Und wer gewinnt den Wettlauf um den ersten Nachweis? "Grafenwöhr", sagt Wotschikowsky. "Denn der Bayerische Wald ist sehr viel größer und unübersichtlicher. Außerdem könnten die Elterntiere dort vor der Geburt über die Grenze nach Tschechien gewechselt sein.

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