Zwei prächtige Funde aus längst vergangenen Zeiten sind dieser Tage in Schwaben freigelegt worden. In Augsburg graben Archäologen an einer großen und reich verzierten Therme der Römer. In Jengen (Kreis Ostallgäu) wurde ein Gräberfeld aus der Bronzezeit mit kostbaren Schmuckstücken entdeckt.
In Augsburgs Altstadt haben die Archäologen mehrere meterdicke Mauern freigelegt. Mit ein bisschen Fantasie kann man sich vorstellen, wie es sich die Großkopferten unter den Römern vor etwa 2000 Jahren in dieser Therme gut gehen ließen. Es ist schon ein bedeutender Fund, wie das Landesamt für Denkmalpflege bestätigt. Zwar habe man schon vor Beginn der Bauarbeiten gewusst, dass im Boden die Reste einer Therme zu finden sind. Doch der gute Zustand der Anlagen überraschte die Experten: "Einerseits haben sich zwischen den Mauern in großer Dicke ältere Schichten von Holz und womöglich auch Steingebäuden erhalten", sagt Landesamtssprecherin Dorothee Ott. "Andererseits sind die mehr als zwei Meter tief reichenden Mauer- und Fundamentreste nicht ausgebrochen, sondern als Ganzes bestehen geblieben." Das ist für die ehemalige Hauptstadt der römischen Provinz Raetien tatsächlich ungewöhnlich. Denn üblicherweise wurden alle möglichen Überreste von "Augusta Vindelicorum" konsequent "recycelt", wie Ott es formuliert. Soll heißen: Zum Bau neuer Häuser wurden die Steine alter Gebäude hergenommen.
Hier war das nicht der Fall. Deshalb finden die Archäologen, anders als im städtischen Umfeld üblich, einen großflächigen, interpretierbaren Gebäudegrundriss vor. Zwar legt die aktuelle Baustelle auf einer Größe eines halben Fußballfeldes nur einen Teil der Gesamt-Therme offen. Der Rest befindet sich unter benachbarten Häusern. Dennoch ist das Innenleben des Badetempels gut rekonstruierbar. "Es gibt Anhaltspunkte für bemalte Wände, Marmorverkleidungen und Mosaikreste", sagt Sebastian Gairhos, der stellvertretende Leiter der Stadtarchäologie. Die römischen Thermen waren nicht nur prächtig verziert, sondern auch technisch bestens ausgerüstet. Zum Beispiel mit einer Fußbodenheizung (Hypokaustum). Unter dem Boden gab es Hohlräume, in die heiße Luft strömte. Auch in den Wänden waren Kamine eingebaut, die die Räume beheizten. Die Feuerstelle wurde von Sklaven befeuert.
In Weißenburg und Kempten kann man die Überreste derartiger Thermen besichtigen. Die Augsburger Therme wird dagegen nicht zum Museum ausgebaut. Vielmehr soll sie als Bodendenkmal "möglichst als Ganzes ungestört im Boden erhalten bleiben". Sobald die Archäologen fertig sind, wird das Gelände verfüllt und der Bauherr kann sein Wohnhaus errichten.
Noch älter und noch überraschender sind die Funde von Jengen. Dort hatten die Archäologen alemannische Gräber aus dem Mittelalter erwartet. Doch sie stießen auf acht Gräber aus der Frühen Bronzezeit, die etwa 4000 Jahre alt sind. Vier Gräber enthielten Schmuck und Gewandnadeln aus Bronze. "Zwei Damen waren besonders reich ausgestattet", sagt der Archäologe Marcus Simm. Die Frauen gehörten wohl einer höheren Schicht an - Bronze war in dieser Zeit neu und besonders kostbar. Der Fund von Jengen ist das derzeit südlichste bekannte Gräberfeld aus der Frühen Bronzezeit in Schwaben. "Das stellt unsere Ortsgeschichte auf den Kopf", sagt Bürgermeister Franz Hauck. Er bemüht sich, dass die Funde nach der Auswertung öffentlich ausgestellt werden.