AOK-Report:Pflegekräfte sind oft krank

Mitarbeiter in Altenheimen fallen häufig und auch lange aus

Der neue AOK-Report Pflege birgt gleich zwei beunruhigende Nachrichten: Im vergangenen Jahr sind demnach in Bayerns Pflege-Einrichtungen mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter denn je durch Krankheit ausgefallen, hauptsächlich bedingt durch körperliche und psychische Belastungen. Wie die Kasse am Mittwoch mitteilte, waren "die Pflegeheim-Mitarbeiter an 6,8 Prozent aller Kalendertage erkrankt". Damit liegt der Krankenstand der Pflegekräfte um fast 50 Prozent höher als der aller anderen Beschäftigten in Bayern. Doch auch die Altersstruktur der Pflegekräfte sollte für Gesundheits- und Pflegepolitiker ein Warnzeichen sein. Nach Angaben der AOK Bayern sind "knapp 40 Prozent" der in Bayerns Pflegeheimen tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter älter als 50 Jahre - sprich ein bedeutender Anteil unter ihnen wird in absehbarer Zeit in Ruhestand gehen. "Da wird es wirklich Versorgungsengpässe geben", befürchtet Marliese Biederbeck vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe. Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) setzt indes auf ihre Kampagnen für die Pflege. "Die Schülerzahlen konnten wir in den letzten Jahren um rund 34 Prozent steigern", sagt sie. Biederbeck ist da skeptisch: "Viele brechen die Ausbildung auch wieder ab."

Zudem wirkt sich die Altersstruktur der Pflegekräfte bereits jetzt auf den Stationsbetrieb aus, wie aus den AOK-Zahlen herauszulesen ist: "Im Allgemeinen weisen ältere Beschäftigte höhere Krankenstände als jüngere auf", da sie angesichts ihrer oft chronischen Beschwerden mehr Zeit für ihre Genesung und Regeneration aufbringen müssen. Und nicht zuletzt führt das bei der in Heimen unabdingbaren Schichtarbeit zu Besetzungsproblemen. "Die seit Jahren steigenden Ausfallzeiten durch Muskel- und Skeletterkrankungen einerseits und psychische Erkrankungen andererseits sind unmittelbare Folge chronischer Überlastung und prekärer Arbeitsbedingungen", ist sich Biederbeck sicher. In keinem anderen Beruf sei der Krankenstand so hoch, "und das seit vielen Jahren". Mit Blick auf die neuen von der AOK genannten Zahlen sagte sie: "Die Arbeitsbelastung in der Pflege ist an ihrer Grenze, Pflegende sind erschöpft und ausgebrannt."

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