Ansbach:Spiel auf Zeit

Bezirkstagspräsident Bartsch hält an Klinikchef Nawratil fest

Von Uwe Ritzer, Ansbach

In diesen Tagen gibt Richard Bartsch gerne den Ahnungslosen. Kein Mitarbeiter der Bezirkskliniken Mittelfranken habe sich je bei ihm über die Methoden des umstrittenen Klinikvorstands Helmut Nawratil beschwert, sagte der mittelfränkische Bezirkstagspräsident neulich erst vor Journalisten. Die Erinnerungslücken des CSU-Politikers sind allein deshalb bemerkenswert, weil es einem ranghohen Klinikmitarbeiter zum Verhängnis wurde, dass er Bartsch um Hilfe bat. Nawratil ließ dem Mann fristlos kündigen, weil er sich über seinen Rechtsanwalt bei Bartsch persönlich beschwert hatte. Und zwar mit sehr detaillierten und begründeten Hinweisen auf Nawratils fragwürdige Führung.

Die Mitteilung an den CSU-Politiker, der als Chef des Verwaltungsrates der Bezirkskliniken zumindest auf dem Papier als deren oberster Kontrolleur fungiert, wurde von Nawratil als Geheimnisverrat eingestuft und damit im rechtlichen Sinne als wichtiger Grund für die fristlose Kündigung. Einher damit wurden im April alle Gehaltszahlungen an den Mitarbeiter eingestellt, der bis dahin als Chef der Bau- und Projektplanung bei den Bezirkskliniken arbeitete. Der Fall landete vor dem Arbeitsgericht, wo er nach dem Gütetermin am Mittwoch vertagt wurde.

Kritiker Nawratils sehen in dem Vorgehen zugleich die Antwort darauf, warum sich die Beschäftigten in den Bezirkskliniken wegducken, anstatt aufzubegehren: Sie haben schlicht Angst. "Wer den Kopf hochstreckt, verliert ihn", sagt ein Mitarbeiter dort. Von Bartsch haben die 3000 Beschäftigten keine Unterstützung zu erwarten. Der Bezirkstagspräsident hält nach wie vor fest zu Helmut Nawratil.

Dieser Tage führten beide ein längeres Gespräch miteinander. Seither scheint auch ein vorher als wahrscheinlich erachteter, freiwilliger Rückzug des Klinikchefs kein Thema mehr zu sein. Kommende Woche will der aktuell krank geschriebene Manager für wenige Tage zurückkehren, ehe er einen dreiwöchigen Urlaub antritt. Womöglich mit dem großzügig ausgestatteten Campingbus, den ihm Bartsch und Co. auf Klinikkosten spendieren.

Die Verantwortlichen spielen auf Zeit. Sie hoffen wohl, dass sich die Lage über den Sommer beruhigt. Vorher steht an diesem Donnerstag eine Bezirkstagssitzung an, bei der die Causa Nawratil vor allem auf Druck der Grünen auf der Tagesordnung steht. Für deren Bezirksrat Daniel Arnold ist der Klinikchef "nicht mehr tragbar, denn zu einem guten Manager gehören auch Führungsqualitäten, die er nicht hat". Bekanntlich werden Nawratil fragwürdige Auftragsvergaben, rücksichtslose Methoden gegenüber Mitarbeitern und allerhand mehr vorgeworfen. An allem sei nichts dran, sagt Bartsch immer wieder.

Dass er an Nawratil festhält, ist womöglich auch dem Umstand geschuldet, dass eine Trennung teuer käme. Im neuen Vertrag, der zwar erst von Januar an gilt, dem Vernehmen nach aber bereits unterschrieben wurde, haben die Bezirksräte nicht nur Nawratils Gehalt um fast 50 Prozent auf 380 000 Euro jährlich erhöht. Sondern auch eine großzügige Abfindung von jährlich 190 000 Euro im Fall einer vorzeitigen Vertragsauflösung festgeschrieben. Bei fünf Jahren Laufzeit wären folglich knapp eine Million Euro fällig.

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