Ansbach:Abgang mit Anspruch

Ansbach: Klinikchef Helmut Nawratil ist umstritten. Dennoch halten viele Vertreter des Bezirkstags weiter zu ihm.

Klinikchef Helmut Nawratil ist umstritten. Dennoch halten viele Vertreter des Bezirkstags weiter zu ihm.

(Foto: Bezirkstag)

Der umstrittene Manager Helmut Nawratil soll seinen Rückzug angeboten haben. Aber nur, wenn ihn die Klinikfirma pauschal von Regressforderungen freistellt

Von Uwe Ritzer, Ansbach

Die Einladung zur außerordentlichen Sitzung kam kurzfristig, der Termin für die Zusammenkunft war mit 8.30 Uhr recht früh angesetzt. Als einziger Tagesordnungspunkt wurde "Personalangelegenheiten" angegeben. Das war formal völlig korrekt, doch das Thema, mit dem der mittelfränkische Bezirkstagspräsident Richard Bartsch am Morgen des 15. Mai die Verwaltungsräte der Bezirkskliniken vertraulich konfrontierte, hatte es in sich: den möglichen Abgang des umstrittenen Klinikvorstands Helmut Nawratil.

Bis zuletzt hatte nichts darauf hingedeutet, dass der ob seines Geschäftsgebarens und seiner Menschenführung seit Monaten in der Kritik stehende Manager seinen Posten freiwillig räumen oder - umgekehrt - die Mehrheit im Bezirkstag ihn loshaben möchte. Nun aber berichtete Bartsch nach Angaben mehrerer Teilnehmer in der außerordentlichen Sitzung von Gesprächen zwischen Anwälten Nawratils und des Bezirks über eine einvernehmliche Vertragsauflösung.

Dabei allerdings gibt es nach SZ-Informationen einen Knackpunkt. Nawratil soll im Gegenzug für seinen Abgang einen Persilschein fordern. Die Klinikfirma soll ihn von allen etwaigen Regressforderungen in Zukunft pauschal freistellen. Was die Mehrheit der Verwaltungsräte ablehnte.

So bleibt die Situation bei der Kliniktochter des Bezirks Mittelfranken mit ihren 3000 Beschäftigten weiter verfahren, vorerst zumindest. Vom Campingbus als Dienstwagen über fragwürdige Auftragsvergaben, ständige Personalwechsel im Unfrieden, Millionenprojekte, die nicht in Gang kommen, länger dauern und weit teurer werden, bis hin zum Vorwurf, den Verwaltungsrat nicht immer korrekt informiert und teilweise sogar hintergangen zu haben, reichen die Vorwürfe. Nawratil bestreitet all dies, doch seit fast einem Jahr kehrt keine Ruhe mehr ein, nachdem zuvor bereits anonyme Anschuldigungen ähnlicher Art wirkungslos verpufft waren.

Nawratils Strategie und die von Bezirkstagspräsident Bartsch (CSU), alles auszusitzen mit dem Argument, Manager Nawratil glänze schließlich mit hohen Gewinnen der Klinikfirma, ging nicht auf. Die Vorgänge sind längst zur politischen Belastung geworden, vor allem für Bartsch und die CSU. Sie stehen, wie weitgehend auch SPD und Freie Wähler, bislang treu zum Klinikchef. Ablesbar daran, dass man gemeinsam dessen Gehalt zum Jahreswechsel um fast 50 Prozent anhob. Käme es nun tatsächlich zur Trennung, könnte dies teuer werden; sollte man sich aus einem "wichtigen Grund" trennen, stünden Nawratil laut Dienstvertrag - er liegt der SZ vor - 50 Prozent seiner Bruttovergütung von jährlich 380 000 Euro bis Ende 2022 zu.

Wie ernst es beiden Seiten aktuell mit der Trennung ist, blieb am Mittwoch offen. Weder Nawratil, der im Urlaub ist, noch Bartsch äußerten sich auf kurzfristige Anfragen. So blieben auch die Motive des Klinikchefs für sein Rückzugsangebot offen. Insider rätseln, ob er eine anstehende Sonderprüfung von Auftragsvergaben und anderem durch eine externe Anwaltskanzlei fürchte, angesichts der Kritik amtsmüde sei oder aber erkenne, dass die anhaltenden Debatten um seine Person der Klinikfirma längst schaden.

Dort hält der Exodus an Führungskräften an. Gleich mehrere verließen zuletzt bereits die Bezirkskliniken oder haben gekündigt. Etwa der Personalchef, der Chefjurist, der Geschäftsführer einer Tochterfirma und eine Architektin. Manch Abgang fiel zwar unter natürliche Fluktuation; andere aber wollten schlichtweg nicht mehr unter Helmut Nawratil arbeiten.

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