Amtsgericht Traunstein:Gestohlener Schmuck hinter der Schublade

Eine Pflegekraft hat einer Seniorin Schmuck im Wert von mehr als 100.000 Euro gestohlen. Über das Urteil kann die Geschädigte nur lachen.

Dietrich Mittler

Als die 88-jährige Elsbeth Schwarz gestern das Gebäude des Amtsgerichts Traunstein verließ, musste sie plötzlich lachen - so fassungslos war sie. Zwei Jahre Haft auf Bewährung, so lautet das Urteil gegen eine Pflegekraft aus Hausham, die die frühere Zahnärztin um ihren Familienschmuck im Wert von mehr als 100.000 Euro gebracht hat. Und damit nicht genug: Die nun verurteilte Diebin hatte sich hinter dem Rücken der Seniorin auch noch deren Scheckkarte und die dazugehörige Geheimzahl verschafft und damit zweimal Geld abgehoben - angeblich, um sich so das ihr zustehende Gehalt zu sichern.

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(Foto: ag.ap)

"Das war eine ganz raffinierte und durchtriebene Tat", betonte Richter Wolfgang Ott bei der Urteilsverkündung. Damit folgte er mit den beiden Schöffen dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Dass der "unverfrorene Diebstahl" für die Täterin derart glimpflich endete, hat drei Gründe: Erstens ihr angeschlagener psychischer und gesundheitlicher Zustand, zweitens hat sie das widerrechtlich am Geldautomat gezogene Geld zurückbezahlt, drittens verriet sie den Ermittlern unter dem Eindruck ihrer kurzen Untersuchungshaft schließlich, dass sie den Großteil des gestohlenen Schmucks hinter einem Schubladenfach deponiert hatte. "Dieses Versteck hätte man nie gefunden", betonte Richter Ott.

Moralisch sei die Tat absolut verwerflich - auch weil Elsbeth Schwarz den Schmuck dafür verwenden wollte, die Versorgung ihres schwer pflegebedürftigen 58-jährigen Sohnes zu finanzieren. Als ihre Kräfte nachließen, hatte sie sich Pflegepersonal ins Haus geholt - so auch die Angeklagte.

Vor Gericht gelang das der gut 60-Jährigen weniger - trotz ihrer weinerlichen Beteuerungen "Ich bitte zutiefst um Vergebung, bitte, bitte, bitte, bitte". Mindestens zehnmal wiederholte sie auch: "Ich war nicht am Tresor, ich war nicht am Tresor." "Alles Lügen", konterte Staatsanwalt Volker Ziegler.

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