Amoklauf in München:Seehofer verurteilt "Wahnsinnstat"

Die bayerische Regierung lobt die Arbeit der Polizei. In einer Woche soll der Opfer im Landtag gedacht werden.

"Das sind sehr schwere Stunden." So beginnt Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer am Samstagmittag seine Pressekonferenz zum Amoklauf in München. Der CSU-Chef lobt dabei die Arbeit der Polizei und der Sicherheitsbehörden, die eine schwierige Lage hochprofessionell und ruhig bewältigt hätten. "Ohne Sicherheit gibt es keine Freiheit, darum brauchen wir starken, handlungsfähigen Staat", erklärte Seehofer. "Der gestrige Anschlag hat auch gezeigt, dass wir einen starken Staat haben." Nun müssten die Behörden aufklären, was den 18-jährigen S., der am Freitagnachmittag im Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen tötete, zu dieser "Wahnsinnstat" getrieben habe.

Der bayerischen Innenminister Joachim Herrmann bekräftigte Angaben der Polizei, dass neben der Bluttat in Würzburg auch der Anschlag von Anders Behring Breivik in Utoya als mögliche Motivation des Täters in Betracht gezogen werden müsse. Am Freitag jährte sich der Anschlag auf die Insel in Norwegen zum fünften Mal.

Seehofer sprach von einem "schweren Schicksalsschlag für ganz Bayern". Nach der Pressekonferenz wollte er gemeinsam mit Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter und mehreren Ministern eine Gedenkminute am Tatort in München abhalten. "Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen, ihnen spreche ich unsere Anteilnahme aus. Wir sind mit ihnen in Trauer vereint," sagte der Ministerpräsident. "Die weltweiten Reaktionen in den letzten Stunden zeigen uns: Wir sind mit unserer Trauer nicht allein."

Nächsten Sonntag wird im bayerischen Landtag ein Trauerakt zu den Anschlägen in München stattfinden, bei dem auch die Angehörigen der Opfer einbezogen werden sollen. Das kündigte Ministerpräsident Seehofer an. Aus Respekt vor den Opfern und Angehörigen werde kein Kabinettsmitglied an Veranstaltungen wie Bierfesten oder Festumzügen teilnehmen, sagte Seehofer. Auch der Staatsempfang zur Eröffnung der Bayreuther Festspiele sei abgesagt. Diese Zurückhaltung halte er für geboten. Die Kabinettsklausur in St. Quirin aber werde wie geplant nächsten Dienstag beginnen.

Fragen der Sicherheit stande dort ohnehin schon ganz vorne auf dem Programm, würden jetzt aber noch eine "höhere Bedeutung" bekommen. Am Samstag wollte sich Seehofer noch nicht zu sicherheitspolitischen Entscheidungen äußern, diese sollten mit "ausreichend Zeit" in St. Quirin besprochen werden. Dabei wird sicher über die personellen Ausstattung der Sicherheitskräfte, die Ausrüstung, sowie rechtliche Veränderungen gesprochen werden. Eine wichtige Rolle müsse auch die Frage spielen, wie psychisch kranken Menschen besser geholfen werden kann.

Seehofer wandte sich an die Menschen, die jetzt "verständlicherweise verunsichert" sind. "Unsicherheit und Angst dürfen nicht die Oberhand gewinnen", sagte er. "Wir müssen unser Leben und unsere Werte weiterleben." Ohne Sicherheit gebe es keine Freiheit, deshalb brauche es auch in Zukunft einen handlungsfähigen Staat. Polizei und Rettungskräfte hätten einen "vorbildlichen Einsatz" geleistet.

Seehofer bedankte sich auch bei der Bevölkerung. "Wir brauchen die Mithilfe der Bevölkerung", sagte er. Auch wenn viele Anrufe bei der Polizei - innerhalb von sechs Stunden waren es fast 5000 - sich als falsch herausgestellt hätten, warb Seehofer dafür, dass sich die Menschen ihre Bereitschaft erhalten, dem Staat zu helfen. Polizeipräsident Wilhem Schmidbauer sagte, es gebe bis jetzt keine Anhaltspunkte, dass es vorsätzlich zu falschen Meldungen gekommen wäre.

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