Amberg:Tag der Geschenke

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Der als König Ruprecht I. verkleidete Michael Koller freut sich über das Präsent von Horst Seehofer. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Das Kabinett tagt in der Oberpfalz und zeigt sich generös

Von Wolfgang Wittl, Amberg

Majestät will sich nichts nachsagen lassen, also stellt er sich mitsamt Hofstaat lieber ein paar Minuten früher ins Freie. Gleich kommt der Ministerpräsident, auch er mit seinem Gefolge, da gilt es für König Ruprecht pünktlich zu sein. Dass es sich in Wahrheit um einen Sparkassenmitarbeiter handelt, der die historische Figur des Mitte des 14. Jahrhunderts in Amberg geborenen Herrschers des Heiligen Römischen Reiches darstellt, stört da nicht weiter. Der Regent zeigt sich sogar auffallend gnädig mit dem ersten Staatsdiener. Horst Seehofer dürfe ruhig weitermachen als Ministerpräsident, befindet König Ruprecht, weil er Bayern "gut geleitet" habe und überdies eine "ausgleichende Figur" sei - auch wenn Kabinettsmitglieder letzteres womöglich anders sehen.

Es ist immer ein Erlebnis, wenn der Ministerrat auf Reisen geht. Alle paar Monate trifft sich das Kabinett in einem anderen Regierungsbezirk, um zu "schauen, wo der Schuh drückt", wie Seehofer sagt. Der erste Auswärtstermin in diesem Jahr führt am Dienstag nach Amberg in die Oberpfalz, wobei: Die Sitzung findet zwar in der Stadt Amberg statt, allerdings im Landratsamt Amberg-Sulzbach. Die Menschen hier wissen genau zu trennen zwischen Stadt- und Landkreis. Die Bergknappenkapelle Sulzbach-Rosenberg bläst zur Begrüßung Marschmusik, alle haben sich fein herausgeputzt, auf der Bundesstraße kommt es sogar zu Verzögerungen, weil noch schnell die Straßenpfosten gewaschen werden.

Das Kabinett tagt im kurfürstlichen Zeughaus, und allerlei Zeug steht auch auf der Wunschliste. Landrat Richard Reisinger etwa möchte die Hochöfen der Maxhütte als kulturhistorisches Denkmal und als Aussichtsplattform erhalten, als Versöhnung der Region mit ihrer Geschichte. "Das werden wir unterstützen. Da ist auch das Herz der Menschen dabei", verspricht Seehofer. Bis Anfang des Jahrtausends wurde in der Maxhütte Stahl produziert, "wir waren das Ruhrgebiet des Mittelalters", sagt Reisinger. Nun ist die Maxhütte vor allem ein Sanierungsfall. 50 Millionen Euro hat der Freistaat allein in die Aufbereitung des Schlackenbergs investiert, im östlichen Teil des Geländes haben sich bereits einige Firmen angesiedelt. Nun geht es um weitere Altlasten. Albert Füracker, Staatssekretär im Heimatministerium und Oberpfälzer CSU-Chef, signalisiert Unterstützung, aber auch der Eigentümer, der Denkmalschutz und die Stadt Sulzbach-Rosenberg müssten mitmachen, sagt er.

Zur Tradition solcher Sitzungen gehört auch, dass die Wohltaten von den regionalen Kabinettsmitgliedern verkündet werden dürfen. Füracker und Sozialministerin Emilia Müller zählen auf: Die Universität Regensburg soll drei Lehrstühle für Sonderpädagogik bekommen, die Technische Hochschule Amberg-Weiden einen Studiengang für Geomatik sowie zwei Kompetenzzentren. Auch Cham, Parsberg, Amberg und Kastl sollen neue Wissenschaftseinrichtungen erhalten, Regensburg zudem einen Ausbau der Tumortherapie und die Sanierung der Ostdeutschen Galerie.

Eine echte "Gewinnerregion" sei die Oberpfalz, schmeichelt Seehofer noch. Da will der Gastgeber nicht nachstehen. Der Landrat überreicht dem Hobby-Eisenbahner Seehofer eine Drohne, da er so ein gutes Händchen für die Technik habe. Nun: Das letzte Mal, als Seehofer bei einem Firmenbesuch ein Fluggerät steigen ließ, baute er einen veritablen Unfall. Aber auch das: geschenkt.

© SZ vom 05.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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