Amberg:Hoffnung für die Luitpoldhütte

Amberg: Das Insolvenzverfahren läuft, aber die Arbeit geht vorerst weiter in der Amberger Luitpoldhütte.

Das Insolvenzverfahren läuft, aber die Arbeit geht vorerst weiter in der Amberger Luitpoldhütte.

(Foto: imago)

Die Mitarbeiter der Amberger Gießerei bangen wegen der Insolvenz um ihre Jobs, doch es soll bereits Interessenten geben, die investieren wollen

Von Andreas Glas, Amberg

Der Mann mit der Schutzmaske kippt glühendes Eisen in eine Gussform, dicke Funken fliegen durch die Halle, im Hintergrund läuft Rockmusik. Eine Szene, die abgespielt wird, sobald man die Homepage der Luitpoldhütte anklickt. Wer sich den Clip in diesen Tagen anschaut, der fragt sich, wie es wohl hinter der Maske des Mannes aussieht, wie groß die Sorgenfalten auf seiner Stirn sind. Denn Sorgen haben sie alle in der Amberger Gießerei. Spätestens seit der vergangenen Woche, seit die Luitpoldhütte AG beim Amtsgericht einen Insolvenzantrag gestellt hat. Fast 450 Arbeitsplätze könnten verloren gehen - und mit ihnen ein Stück Oberpfälzer Industriegeschichte.

Während die Belegschaft bangt, klingt Horst Ott schon wieder zuversichtlich, als er am Freitagnachmittag von der Luitpoldhütte zurück in sein Büro fährt. Für den Amberger IG-Metall-Chef ist die Insolvenz "mehr Chance als Problem". Ein Satz, der durchblicken lässt, wie chaotisch es zuletzt zuging in der Luitpoldhütte. Allein in den vergangenen zwei Jahren musste die Gießerei einen Marktrückgang von jeweils 20 Prozent einstecken, bereits seit November 2014 gilt Kurzarbeit. Doch im Markt allein sieht der IG-Metall-Chef nicht das Problem, für ihn trägt die Hauptschuld an der Misere der russische Konzern JSC Cheboksary Aggregate Works, der 74 Prozent der Anteile an der Luitpoldhütte hält.

Aus Russland seien zuletzt nur noch Versprechungen gekommen, aber kein Geld, sagt Ott. Statt in die Luitpoldhütte zu investieren, soll JSC immer wieder Geld aus der Firmenkasse genommen haben. So lange, bis nicht mehr genug da war, um den Banken noch Sicherheiten für Kredite bieten zu können. Und der Freistaat, dem die übrigen Firmenanteile gehören, wollte offenbar nicht allein investieren. Mit dem Insolvenzverwalter, glaubt Horst Ott, sei nun endlich jemand da, "der seine Aussagen einhält".

Versprochen hat der Nürnberger Insolvenzverwalter Hubert Ampferl, dass die Mitarbeiter weiter ihre Löhne und Gehälter bekommen und dass auch die Produktion planmäßig weitergeht. Was die Sanierung betrifft, fange er "nicht bei Null an", hatte Ampferl bereits vergangene Woche mitgeteilt. Der Vorstand der Gießerei habe "ein detailliertes Restrukturierungskonzept vorgelegt, an das wir anknüpfen können". Mehr will der Insolvenzverwalter derzeit nicht verraten, nach SZ-Informationen gibt es aber bereits Interessenten, die sich vorstellen können, in die Luitpoldhütte zu investieren. Ein schlechtes Investment wäre das nicht, findet Ambergs IG-Metall-Chef Ott: "Die Luitpoldhütte ist nicht hoch verschuldet", es fehle nur das Geld, um den Betrieb auf Dauer am Laufen zu halten. Andererseits, sagt Ott, sei man natürlich "auf einem Markt aktiv, wo alle ihre Probleme haben".

Sollte sich kein Investor finden, wäre es das Ende einer Firmengeschichte, die offiziell vor 132 Jahren begann, deren Ursprünge aber bis ins Mittelalter reichen. Zwei Weltkriege hat die Gießerei überstanden - und freilich auch davon profitiert. Heute fertigt die Luitpoldhütte vor allem Gussteile für die Land- und Baumaschinenindustrie.

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