Altötting:SPD wirft Söder Verschleppung von Trinkwasserskandal vor

  • Viele Menschen im Landkreis Altötting könnten mit dem mutmaßlich krebserregendem Gift Perfluoroctansäure belastet sein.
  • Deswegen gaben bis April rund 1000 Altöttinger freiwillig Blutproben zur Untersuchung ab. Die Ergebnisse sollen erst im Herbst 2018 vorliegen.
  • Die SPD wirft Ministerpräsident Söder nun vor, mit der Aufklärung des Umweltskandals absichtlich bis nach der Landtagswahl zu warten.

Bayerns SPD unterstellt Ministerpräsident Markus Söder, die Aufklärung des Umweltskandals im Landkreis Altötting absichtsvoll zu verschleppen. In Altötting haben Bürger möglicherweise seit Jahrzehnten über das Trinkwasser die ab 2020 weitgehend verbotene Chemikalie Perfluoroctansäure (PFOA) aufgenommen.

Bis April gaben rund 1000 Altöttinger freiwillig Blutproben ab, die Ergebnisse sollen nach Auskunft des Landratsamts aber erst im Herbst 2018 vorliegen, wie der Spiegel berichtet.

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Sie und viele Einwohner im Landkreis Altötting sind stark mit krebserregender Perfluoroctansäure belastet - die Chemikalie wurde jahrzehntelang im einem Chemiepark genutzt. Erfahren haben sie das erst jetzt.

Von Matthias Köpf

Der SPD-Umweltexperte Florian von Brunn rügt diesen Zeitplan scharf: "Die betroffenen Menschen wollen schnell Klarheit. Eine Veröffentlichung erst nach der Landtagswahl akzeptieren wir nicht. Beim Hausarzt liegen die Ergebnisse innerhalb von nur 14 Tagen vor."

Das Landratsamt Altötting begründet die lange Auswertungsphase mit der aufwendigen Chemie-Analytik "einschließlich von Mehrfachmessungen und Plausibilitätsprüfungen". PFOA wird etwa bei der Herstellung von Teflonpfannen verwendet und gelangte im Kreis Altötting über den Chemiepark Gendorf ins Grundwasser.

Bekannt wurde der Skandal bereits 2006, als Söder bayerischer Umweltminister war. Die Chemikalie steht im Verdacht, Hoden- und Nierenkrebs auszulösen. Die Übertragung der Chemikalie von Mutter zu Kind während der Schwangerschaft und der Stillzeit hält das Umweltbundesamt für besonders kritisch.

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