Alpenvereinshütten:Ausgebuchte Gipfel in den Alpen

Bad Kissinger Hütte

Der Aufstieg ist immer häufiger vergebens: Ausgebuchte Hütten nehmen nur im Notfall weitere Wanderer auf.

(Foto: dpa)
  • Die Schlafplätze in den Alpenhütten sind oft lange im Voraus reserviert.
  • Spontane Wanderer haben Schwierigkeiten, einen Schlafplatz zu bekommen.
  • Das Buchungssystem ist innerhalb des Alpenvereins umstritten.

Von Isabel Meixner

Das Wetter wird gut, das Wochenende ist unverplant - raus geht's zum Wandern. Das Bergsteigen lebt von Spontaneität. Doch speziell bei den Alpenvereinshütten ist das so eine Sache: Die Schlafplätze sind vor allem am Wochenende und in den Ferien frühzeitig ausgebucht. Wer es auf gut Glück versucht, muss oftmals wieder absteigen oder zur nächsten Hütte weitergehen. Wer dagegen frühzeitig bucht und später absagt, muss seit vergangenem Jahr unter Umständen Storno zahlen. Im Deutschen Alpenverein (DAV) gibt es zudem Überlegungen, die Regel zu ändern, wonach ein Viertel aller Plätze für spontane Gäste zurückgehalten werden muss.

Die Reservierungspolitik in Hütten ist innerhalb des DAV durchaus strittig. Es gibt Hüttenwirte, die sich noch an Zeiten erinnern, als Bergsteiger sich per Postkarte ankündigten - oder einfach vor der Tür standen, DAV-Mitglieder hatten ja Anspruch auf Unterbringung. Inzwischen werden Hütten nicht mehr als Schutzhäuser, sondern als kleine Hotels in den Bergen wahrgenommen. Der Anspruch ist gestiegen, was etwa der Neubau der Höllentalangerhütte zeigt. Statt Lagern gibt es immer mehr Zimmer für zwei, sechs oder acht Personen, auch Duschen und Smartphone-Ladestationen sind Standard. Bei voll belegter Hütte können Unangemeldete nur im Notfall bleiben.

Längst ist es Usus, den Schlafplatz im Voraus zu reservieren. Seit Mitte Juli hat der Alpenverein ein Online-Buchungssystem freigeschaltet, über das derzeit Übernachtungen in zwölf bayerischen Hütten angefragt werden können. Bis Dezember sollen 50 Berghäuser in Deutschland über das Portal erreichbar sein, pro Jahr sollen je 50 weitere dazukommen. Thomas Bucher, Sprecher des DAV, sieht in der Online-Reservierung eine erhebliche Erleichterung für die Hüttenwirte: Bisher beantworteten sie Anfragen per E-Mail oft nach der Hüttenruhe, nach einem 16-Stunden-Tag. Das fällt künftig weg, ebenso viele Anrufe. Mittelfristig hofft der DAV, 250 seiner 324 Hütten in das System einzubinden.

Die Online-Buchung ist nur ein Aspekt dessen, was sich künftig in puncto Hüttenreservierung ändern könnte. Auf der DAV-Hauptversammlung soll im November über einen Antrag abgestimmt werden, wonach statt bislang 25 nur noch zehn Prozent der Schlafplätze für spontane Gäste freigehalten werden müssen. Entschieden ist zwar noch nichts, bei einem Symposium Anfang des Jahres war die Rückmeldung vieler Hüttenwirte aber deutlich: Ein Viertel ist zu viel. Manche stellten die Begrenzung generell infrage und plädierten dafür, alle Plätze frei vergeben zu können.

Bewährt hat sich aus Sicht des DAV die Stornierungsgebühr, die 2015 eingeführt wurde: Die Zahl jener Bergsteiger, die trotz Reservierung nicht kamen, sei deutlich zurückgegangen, so DAV-Sprecher Bucher. Nun muss fünf bis zehn Euro pro Person bezahlen, wer später als sechs Tage im Voraus absagt. Das Risiko, bei schlechtem Wetter auf den Kosten sitzen zu bleiben, wird so vom Hüttenwirt ein Stück weit an den Bergsteiger weitergegeben. Ob die Gebühr verlangt wird, hängt vom Pächter ab. Einige sind von der Anzahlung wieder abgerückt. Sie finden den bürokratischen Aufwand zu groß, den Eingang einer vergleichsweise geringen Summe auf dem Konto überprüfen und verrechnen zu müssen, oder sich mit einer Gruppe herumzuärgern, die unvollständig erscheint.

Manche Hüttenwirte verzichten auch generell auf die Stornierungsgebühr, lassen sich Anmeldungen aber per E-Mail bestätigen. Allein das macht es für viele Anrufer verbindlicher - auch wenn das Wetter dann nicht so gut ist, wie am Buchungstag erhofft.

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