Alpenschutz:Naturschützer fordern Limit für Skigebiete

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Der Verein zum Schutz der Bergwelt (VzSB) und der Bund Naturschutz haben Ausbaugrenzen für die Skigebiete in den Alpen gefordert. "Alpine Skigebiete zerschneiden Ökosysteme, sie verkleinern die Lebensräume bedrohter Tier- und Pflanzenarten und verdrängen störungsempfindliche Wildtiere wie das Birkhuhn, die Gams und den Schneehasen", sagt der VzSB-Vorsitzende Christoph Himmighoffen. Deshalb sei ein weiterer Ausbau der Skigebiete in Bayern nicht mehr akzeptabel. Bestehende Grenzen, etwa durch den Alpenplan, müssten unbedingt eingehalten werden, Schutzgebiete müssten unbedingt frei gehalten werden von Neubauten.

Anlass der Forderungen ist eine neue Studie mit dem Titel "Skigebiete in den Alpen - landschaftsökologische Bilanz, Perspektiven für die Renaturierung". Ihr Autor ist Alfred Ringler. Der 71-jährige Biologe aus Rosenheim ist eine Institution für Umweltschützer und Ministerialbürokraten gleichermaßen. Der BN heuert Ringler immer wieder für Gutachten an, etwa wenn er gegen eine neue Autobahn kämpft. Das Umweltministerium wiederum hat von Ringler ein Landschaftspflegekonzept für den ganzen Freistaat erarbeiten lassen. Das 20-bändige Mammutwerk ist nach wie vor einzigartig.

In seiner neuen Skigebietsstudie hat Ringler als erster Experte alpenweit die ökologischen Auswirkungen von vier Jahrzehnten Skitourismus untersucht und eine Art Negativ-Ranking von knapp tausend Skigebieten aufgestellt. In Ringlers Fokus stehen vor allem die Mega-Skigebiete im Hochgebirge, die sich teilweise über ganze Berge oder Bergmassive ziehen. Beispiele hierfür sind die Tiroler Riesengebiete in Sölden und Ischgl. Aber auch Bayern verfügt mit der Zugspitze und dem Oberallgäuer Nebelhorn über zwei hochalpine Skigebiete, die in Ringlers Negativ-Ranking weit oben stehen.

Als wichtigste Konsequenz aus der Studie sehen der VzSB und der BN an, dass es verbindliche und einheitliche Regeln für eine naturfreundliche Raumplanung in den Alpen braucht. Dazu zählen sie auch Tabu-Zonen für den alpinen Wintertourismus. "Eine Aufweichung vorhandener Zonenkonzepte, wie des bayerischen Alpenplans mit seiner Schutzzone C, sendet die falschen Signale aus", sagt der BN-Mann Richard Mergner. Sie sollten vielmehr für den gesamten Alpenraum weiterentwickelt werden. Die Staatsregierung treibt derzeit für eine umstrittene Skischaukel am Riedberger Horn die Änderung des Alpenplans voran.

© SZ vom 14.03.2017 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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