Allgäu: Jagd nach Nazi-Gold:Der Phantomschatz vom Falkenstein

Das Gerücht um den Nazi-Goldschatz im Allgäu hält sich hartnäckig: Zwei Österreicher sind gleich zweimal in einen Stadel eingebrochen, um danach zu suchen. Nun hat sie der Bauer überlistet.

Hartnäckig hält sich das Gerücht um den Goldschatz der Nazis unweit von Pfronten. Unterhalb der geheimnisumwitterten Allgäuer Burgruine Falkenstein haben schon ganze Scharen von Schatzsuchern die Wiesen umgepflügt - zum Leidwesen der Bauern. Besonders häufig wurde zuletzt im Feldstadel von Hubert Haf gegraben. "Aber die Hütte ist erst 1975 erbaut worden, da ist nichts drunter", sagt der genervte Besitzer.

Ruine auf dem Falkenstein bei Pfronten

Allgäuer Burgruine auf dem Falkenstein bei Pfronten: Ganze Scharen von Schatzsuchern haben hier schon die Wiesen umgepflügt.

(Foto: DPA)

Fünf Mal suchten zwei Österreicher hier erfolglos nach Gold. Die Einbrecher hebelten die schwere Holztür auf, dann stellten sie fein säuberlich alles zur Seite und rissen die Bodenplatten heraus. Gegen die Männer werde "wegen des Verdachts des versuchten Diebstahls, des Hausfriedensbruchs und der Sachbeschädigung" ermittelt, sagt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Kempten.

Bei ihrem letzten Versuch vor wenigen Wochen tappten die Schatzsucher im Alter von 34 und 39 Jahre in die Falle. "Wir haben einen Bewegungsmelder eingebaut, der dann Alarm auf dem Handy ausgelöst hat", erzählt Haf stolz. "Wir haben umgehend die Polizei verständigt, die kam dann mit drei Streifenwagen." Die Männer gaben zu, dass sie auf der Suche nach dem angeblich hier versteckten Nazigold waren.

Der 72-Jährige ist sich sicher, dass die Gerüchte und die wilden Geschichten um das "Gold vom Falkenstein" so schnell nicht verstummen werden. "Von Ende 1944 bis Anfang 1945 war der Falkenstein von der SS komplett gesperrt worden", weiß der Hüttenbesitzer, der damals ein kleiner Bub war. Er selbst kann sich noch erinnern, dass sogar mal der Bundesgrenzschutz (BGS) Anfang der 50er Jahre vier bis sechs Wochen lang da war und nach dem Nazigold gegraben hat.

Beim BGS-Nachfolger, der Bundespolizei, lässt sich diese Angabe nicht ohne weiteres überprüfen. Ein Sprecher der Bundespolizeidirektion München teilte nach ersten Recherchen im Haus mit, dass "bislang keine Bestätigung zu bekommen war". Das Problem sei einfach die lange Zeitspanne. Im aktiven Dienst gebe es keine Kollegen mehr, die das noch wissen könnten.

Auch der renommierte Heimatkundler Bertold Pölcher weiß von den angeblich offiziellen Grabungen des Bundesgrenzschutzes nichts. Er weiß aber, dass Geschichten über einen Goldschatz am Falkenstein nicht erst seit der Nazizeit erzählt werden. Er hat sogar ein Gedicht aus der Zeit um 1850 ausfindig gemacht, in dem es darum geht, dass zwei Pfrontener einen anderen Herrn aus der Gemeinde reingelegt haben, als dieser partout nicht vom Schatzsuchen ablassen wollte. Freilich ging es damals noch nicht um Nazigold, sondern einen anderen vermeintlich hier vergrabenen Goldschatz.

Um ein für alle Mal Ruhe zu haben, ließ Hafs Sohn einen der beiden Österreicher unter Aufsicht noch einmal ganz offiziell in seinem Schuppen graben. Der Mann hatte laut Haf versprochen, den Schaden von knapp 3000 Euro zu begleichen. Doch nach dem erfolglosen Graben mochte er sich nicht mehr an die Zusage erinnern. So landete die Sache bei einem Anwalt. Neben den strafrechtlichen Ermittlungen hat der Schatzsucher nun auch noch einen Zivilprozess zu erwarten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: