Allgäu:Gewaltsamer Tod einer Patientin bleibt rätselhaft

Nur eines ist sicher: Die Frau, die tot in einer KLinik im Allgäu gefunden wurde, ist durch massive Gewalteinwirkung gestorben. Aber durch einen oder mehrere Täter? Eine 20-köpfige Ermittlungsgruppe hat die Arbeit aufgenommen, aber noch keine heiße Spur.

Stefan Mayr, Helmut Zeller

Das 5000-Einwohner-Örtchen Bad Grönenbach im Unterallgäu ist stolz auf sein Prädikat "Kneippheilbad" und wirbt auf seiner Internetseite mit dem Satz "Durchatmen und Kraft tanken bei freundlichen Gastgebern". Wie die Polizei erst jetzt bekanntgab, wurde die Idylle in der Nacht zum Dienstag mit einem brutalen Verbrechen zerstört: In der "Helios-Klinik am Stiftsberg" wurde am Dienstagmorgen eine Patientin aus dem Landkreis Dachau von einer Schwester tot in ihrem Zimmer aufgefunden. Nach Polizeiangaben starb die 39-jährige Frau an "massiver Gewalteinwirkung". Eine 20-köpfige Ermittlungsgruppe "Klinik" hat die Arbeit aufgenommen, aber noch keine heiße Spur.

Es gibt gewisse Überlegungen", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben-Süd in Kempten, "aber wir haben noch keine Festnahme." Fest steht, dass die ledige Frau am Abend vor ihrem Tod auf einer Party war, die Patienten auf dem Klinik-Gelände organisiert hatten. Etwa 20 Personen feierten mit. Zu später Stunde war sie auf ihr Einzelzimmer gegangen. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung stammt die Getötete aus Karlsfeld, einer 18.500-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Dachau. Die Frau lebte im Haus ihrer Eltern, war gehörlos und hatte keine Kinder.

Die Klinik am Stiftsberg behandelt Menschen mit orthopädischen oder kardiologischen Problemen sowie Patienten mit Tinnitus. In direkter Nachbarschaft befindet sich auch die Helios-Klinik Bad Grönenbach, die Menschen mit psychischen Problemen behandelt (Borderline, Depressionen, Angst- und Persönlichkeitsstörungen, Sucht). Ob auch Patienten aus dieser Klinik an der Feier teilnahmen, beantwortete der Polizeisprecher nicht. Auch, ob die Frau in Begleitung die Party verließ, ließ er offen.

Eine Obduktion der Leiche ergab als Todesursache massive Gewalteinwirkung durch eine oder mehrere Personen. Das Areal der Klinik sowie die Umgebung wurde mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei Kempten von 70 Beamten abgesucht. Dabei waren auch Hundeführer und Spezialisten des Landeskriminalamtes im Einsatz, die den Tatort mit einem 3D-Laser-Scanner vermessen haben. Bei der Suche wurde im Freien eine Tasche gefunden. Um welche Art von Tasche es sich handelt und ob diese in Bezug zu der Tat steht, darüber machte die Polizei keine Angaben. Ebenfalls bedeckt hielt sie sich zur Frage, ob die Tür zum Patientenzimmer aufgebrochen wurde und ob die Gewalttat mit einer Waffe ausgeführt wurde.

Seit Donnerstag werden die Patienten, das Personal und insbesondere die Gäste der Feier vernommen, die Gespräche sowie die Spurensicherung dauerten am Freitag weiter an. In der Klinik am Stiftsberg sind zurzeit rund 170 Patienten in Behandlung, teilte ein Krankenhaussprecher mit. Während der brutale Todesfall viele Fragen aufwirft, müssen die Patienten und Mitarbeiter der Kliniken seit Dienstag mit der Angst leben, dass sich unter ihnen ein Mörder befindet. Der Sprecher berichtete, dass sie alle psychologische und seelsorgerische Betreuung erhielten, sofern das erforderlich sei oder gewünscht werde. Dieses Angebot haben neben der Frau, die die Leiche gefunden hat, mehrere Personen angenommen.

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