Alexander Hold: Mein Kempten:"Das heißt nicht Käsespätzle!"

Lesezeit: 3 min

Kempten bietet jede Menge Lebensqualität - und die Allgäuer Festwoche muss sich vor der Wiesn nicht verstecken. Fehlt eigentlich nur noch ein Sandstrand, findet TV-Richter Alexander Hold.

Tobias Dorfer

Jeder Ort hat kleine Geschichten und große Geheimnisse. Und wer könnte diese Geheimnisse besser lüften, als jemand, der dort wohnt - oder der dort zumindest eine ganze Weile gelebt hat? Auf sueddeutsche.de präsentiert jede Woche ein Prominenter "sein Bayern". Heute stellt TV-Richter Alexander Hold seine Heimatstadt Kempten vor.

Seit neun Jahren ist Alexander Hold als Richter im Fernsehen zu sehen. (Foto: oh)

Neun Jahre TV-Präsenz sind eine lange Zeit - gerade im Privatfernsehen. Aber Alexander Hold spricht noch immer wochentäglich nachmittags in den fiktiven Prozessen seine Urteile. Vor seiner Fernsehkarriere war Hold tatsächlich als Richter am Amtsgericht seiner Heimatstadt Kempten tätig. Und möglicherweise wird er dorthin auch irgendwann einmal zurückkehren. Denn das bayerische Justizministerium hat ihm die Rückkehr in den Staatsdienst garantiert.

Sie leben in Kempten. Warum hier und nicht anderswo?

Weil diese Stadt drei Faktoren vereint, die für mich ihre Lebensqualität ausmachen:

1. ein sehr städtisches Angebot als Einkaufs- und Bildungsstadt und kultureller Mittelpunkt für über 500.000 Menschen in einer sehr unaufgeregten Überschaubarkeit,

2. die eher ländliche Lage inmitten der sanft hügeligen, grünen Voralpenlandschaft und dabei die Allgäuer Alpen in Sicht- und Reichweite - kurz: Dort leben, wo andere Urlaub machen und

3. einen Menschenschlag, dem Oberflächlichkeit und "Bussi-Gesellschaft" ein Graus und Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit sehr wichtig sind.

Das Schönste an Kempten sind...

...die ausgeprägten Jahreszeiten: ein verschneiter und sehr sonniger Winter; ein später, aber kräftiger Frühling, ein langer und zuverlässig schöner Herbst.

Am meisten ärgere ich mich in Kempten über...

... den viel zu kurzen Sommer...

Ihr schönstes Erlebnis in Kempten?

Meine Kindheit, meine Hochzeit, die Geburt meiner Kinder - genau betrachtet haben sich die meisten schönen Momente meines Lebens hier abgespielt...

Welches ist ihr liebster Platz in Kempten - und warum?

Der Wochenmarkt auf dem Hildegardplatz: Nirgends sonst schmeckt am Samstag Morgen die Weißwurscht besser, nirgends sonst sieht man Mittwoch Mittag Richter und Staatsanwälte einträchtig neben ihren "Kunden" genüsslich Kässpatzen essen.

Wo sollte jeder Besucher mal ein Bier trinken, wo schmeckt das Essen besonders gut?

Auf der Allgäuer Festwoche, der fünften Jahreszeit des Allgäus - von einer vergleichbaren Atmosphäre kann das Münchner Oktoberfest nur träumen, von einer vergleichbaren Qualität von Essen und Bier sowieso....

Angenommen, der US-Präsident käme zu Besuch nach Kempten: Was würden Sie ihm zeigen?

Eröffnungsparty der Kemptener Festwoche: "Von einer vergleichbaren Atmosphäre kann das Münchner Oktoberfest nur träumen", sagt TV-Richter Alexander Hold. (Foto: dpa)

Wenn er einen ganzen Tag Zeit hätte: Die antike Geschichte der Stadt anhand des gallorömischen Tempelbezirks im archäologischen Park Cambodunum, die wechselvolle Geschichte der Doppelstadt anhand des Schauraumes Erasmuskapelle unter dem St. Mang-Platz, die barocken Prunkräume in der Residenz und die Basilika St. Lorenz, den Ausblick auf die Allgäuer Alpen vom Mariaberg aus und das studentische Nachtleben bei einem Bier im legendären "Ritterkeller".

Was sollte man als Besucher unbedingt vermeiden?

Im Lokal "Käsespätzle" zu bestellen. Das heißt u n b e d i n g t: "Kässpatzen"!

Was für ein Gebäude oder welche Einrichtung fehlt Kempten noch?

Ein Sandstrand - aber bitte nicht aufgeschüttet, schon mit echtem Meer!

Wer ist Ihr Lieblings-Kemptener und warum?

Der Kemptener Kommissar Kluftinger - weil er die typischen Allgäuer Macken so herrlich uncharmant, aber liebenswert in sich vereint.

Was zeichnet den typischen Kemptener aus?

Er möchte nirgends anders leben - und hofft, dass das nicht zu viele Auswärtige auch für sich entdecken.

Welches Geheimnis über Kempten muss noch gelüftet werden?

Dass Kempten eigentlich die älteste Stadt Deutschlands ist - zumindest existiert nirgendwo ein ältestes schriftliches Zeugnis für eine deutsche Stadt.

Wenn Sie Kempten in einem Wort beschreiben müssten - wie würden Sie das tun?

Heimat!

Was soll man in Kempten über Sie sagen?

Dass die Großstadt ihn nicht versauen konnte.

Vervollständigen Sie bitte diesen Satz:

Kempten ist insgesamt so außergewöhnlich lebenswert, dass man nicht mehr fort möchte. Aber wer dort wohnt, braucht trotzdem mehr Fortbewegungsmittel als anderswo, weil man hier eben ein Rennrad, ein Mountainbike, Alpin-Ski, Tourenski, Langlaufski, einen Schlitten, Schlittschuhe, Schneeschuhe, Bergsstiefel, Flossen, ein Segelboot, eine Enduro und am besten noch ein Pferd braucht, um die Möglichkeiten des Allgäus auch nur annähernd auszunutzen.

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