Alexander Esswein vor Gericht:Im Zweifel für den Torschützen

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Stand heute vor Gericht: Alexander Esswein (r.).

(Foto: Imago Stock&People)

Weil er einem Sicherheitsmann die Nase zertrümmert haben soll, stand der Augsburger Fußballprofi Alexander Esswein vor Gericht. Der Richter hat ihn nun freigesprochen.

Von Stefan Mayr, Augsburg

Am vergangenen Samstag schoss er in Köln noch das Siegtor zum 2:1 für den Fußball-Bundesligisten FC Augsburg, danach ließ er sich reichlich feiern. Am Mittwoch stand Alexander Esswein einmal mehr im Mittelpunkt eines erweiterten Medienaufgebots - allerdings war dieser Auftritt um einiges unangenehmer: Im Sitzungssaal 136 des Augsburger Strafjustizzentrums musste er auf der Anklagebank Platz nehmen.

Die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, auf einer Party einem Security-Mitarbeiter per Faustschlag die Nase gebrochen zu haben. Der 24-jährige Fußballer wies jegliche Schuld von sich: "Ich war's net", sagte er. "Ich habe niemanden angefasst - geschweige denn geschlagen." Amtsrichter Ralf Hirmer glaubte ihm und sprach ihn nach fünfstündiger Verhandlung frei.

Auslöser des Verfahrens war eine Rangelei, die im März bei einer Party in einem Augsburger Autohaus stattfand. Im VIP-Raum des Events geriet gegen drei Uhr nachts der damalige FCA-Spieler Bayram Nebihi mit einem anderen Gast aneinander. Esswein und einige weitere Spieler beobachteten die Schubserei zunächst von außen. Was dann geschah, darüber gibt es überaus widersprüchliche Angaben.

"Da war ordentlich was los", sagte der geschädigte Security-Mitarbeiter, "da sind schon mehr Fäuste geflogen." Er sei per Funkspruch zu dem Streit gerufen worden, an dem etwa zehn Männer beteiligt waren. "Ich bin dazugekommen und habe einen Mann zur Seite geschoben, dann kam schon der Schlag." Dieser Hieb habe zwar nicht ihm gegolten, "aber er hat mich getroffen". Durch den Faustschlag ("eine Gerade") sei seine Nase "nach links gebogen" worden. Er musste operiert werden und war zwei Wochen krank geschrieben.

Den Faustschlag konnte nur der Geschädigte bezeugen

Alexander Esswein stellte das Geschehen ganz anders dar: Er habe die Rangelei nur beobachtet. Erst als alles vorbei gewesen sei, sei er zu seinem Kollegen Nebihi hingegangen. "Ich habe nur gefragt, ob alles in Ordnung ist", erinnert er sich. Einige Zeit später sei dann ein Polizist gekommen. "Er hat mir gesagt, ich werde beschuldigt, jemanden geschlagen zu haben. Ich habe das für einen Witz gehalten, das konnte ich null verstehen." Auf die Frage des Richters, ob es an diesem Abend überhaupt Schläge gegeben habe, antwortete Esswein: "Nein."

Diese Version bestätigten auch drei Freunde Essweins und der Profi Nebihi. Sie beteuerten im Zeugenstand, alles sei nur eine kurze Rangelei gewesen und danach habe sich alles wieder beruhigt. Esswein sei völlig gelassen und unbeteiligt gewesen. Mitglieder der Security-Firma berichteten dagegen von einer massiven Auseinandersetzung. Ein Sicherheitsmann sagte gar, dass Esswein "von der Menge abgekapselt" und "zurückgehalten" werden musste.

Den Faustschlag selbst konnte allerdings niemand bezeugen - bis auf den Geschädigten. Der Staatsanwalt wertete dessen Aussage als glaubwürdig. Die Angaben der Esswein-Freunde bezeichnete er dagegen als "nicht nachvollziehbar". Er forderte eine Geldstrafe in Höhe von 60 000 Euro. Essweins Verteidiger beantragte Freispruch. Angaben zu seinen Vermögensverhältnissen machte Esswein nicht. Sein Anwalt sagte nur: "Er lebt in geordneten wirtschaftlichen Verhältnissen."

Als der Richter das Urteil sprach, blickte Alexander Esswein mit bleichem Gesicht an die Saaldecke und atmete tief durch. Danach gab es heftiges Schulterklopfen mit seinem Anwalt und mit FCA-Manager Stefan Reuter, der den gesamten Prozess im Zuschauerraum verfolgt hatte. Reuter: "Wir hatten keinen Zweifel an seiner Unschuld." Esswein sagte erst einmal: gar nichts.

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