Agnes Bernauer aus Straubing:Geliebt und ertränkt

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Epitaph der Agnes Bernauer in der nach ihr benannten Kapelle in Straubing, die Herzog Ernst, ihr Todfeind, errichten ließ.

(Foto: Schneiders/Artcolor/PA)
  • Agnes Bernauer zählt zu den rätselhaftesten Frauenfiguren der bayerischen Geschichte.
  • Sie ist historisch nur schwer zu fassen. Sicher ist, dass sie 1435 in der Donau bei Straubing ertränkt wurde.
  • Während früher vor allem die Opferrolle der Bernauerin betont wurde, liegt der wissenschaftliche Fokus heute auf ihrer politischen Aktivität.

Von Hans Kratzer, Straubing

An diesem Wochenende fällt der Startschuss für die Agnes-Bernauer-Festspiele in Straubing, deren Ursprung bis ins Jahr 1935 zurückreicht. Die Hauptperson Agnes Bernauer zählt zu den rätselhaftesten Frauengestalten der bayerischen Geschichte. Weil die Überlieferung nur spärliche Hinweise liefert, ist sie historisch nur schwer zu fassen. Sicher ist, dass sie 1435 in der Donau bei Straubing auf Befehl des Herzogs ertränkt wurde. Danach hat die Phantasie viele Wissenslücken gefüllt und die zahlreichen literarischen und bildnerischen Werke über die Bernauerin befruchtet.

Die Forschung hat nun aber neue Erkenntnisse vorgelegt. Während früher vor allem die Opferrolle der Bernauerin betont wurde, liegt der Fokus jetzt auch auf ihrer politischen Aktivität, wie dem aktuellsten Bernauer-Werk zu entnehmen ist. Dorit-Maria Krenn, die Leiterin des Straubinger Stadtarchivs und der Historiker Werner Schäfer haben acht Jahre nach der großen Bernauer-Biografie von Marita A. Panzer eine knappe, gut lesbare Zusammenfassung des Forschungsstandes verfasst (Wer war Agnes Bernauer? Verlag Attenkofer, 2015, 8,80 Euro). Überdies gehen die Autoren auch den literarischen und nicht zuletzt kulinarischen Spuren der Bernauerin anschaulich nach, was dieses Büchlein zu einem nützlichen Vademecum nicht nur für Straubinger Festspielbesucher macht.

Vermutlich lebte sich am Münchner Herzogshof

Der Name "pernauerin" taucht erstmals auf einer Münchner Steuerliste aus dem Jahre 1428 auf. Vermutlich lebte sie damals am Münchner Herzogshof und stand in enger Beziehung zu Albrecht, dem Sohn des Landesfürsten, wie eine Notiz des Münchner Stadtschreibers von 1432 belegt. Eine Schwester Albrechts machte ihm demnach bei einem Fest Vorwürfe wegen der "hochmütigen und sich aufblasenden" Agnes.

Am 7. Januar 1433 erwarb sie eine Hube und eine Hofstatt in Niedermenzing. Vermutlich fand die in München angefeindete Bernauerin dort Zuflucht. 1433 ernannte Herzog Ernst seinen Sohn zum Statthalter im niederbayerischen Landesteil, weshalb sich Albrecht und Agnes von da an häufig in Straubing aufhielten. Herzog Ernst missfiel die kostspielige Hofhaltung des selbstbewussten Statthalters wie auch die Affäre Bernauer. Auf einem Geheimtreffen von "fursten und hern" in Kelheim im Jahre 1435 wurde wohl beschlossen, sie müsse aus Gründen der Staatsräson beseitigt werden.

Giftmordversuch, Leibes- und Schadenszauber, hochmütiges Auftreten

Während Albrechts Abwesenheit wurde Agnes am 12. Oktober 1435 ertränkt. Ob eine Gerichtsverhandlung stattfand, ist nicht bekannt, schreiben Krenn und Schäfer. Überliefert ist die Instruktion an einen Gesandten, der gegenüber Kaiser Sigismund das radikale Verhalten Ernsts rechtfertigen sollte. Dem "poesen weyb" werden darin schwerste todeswürdige Vergehen vorgeworfen: Leibes- und Schadenszauber an Albrecht, Giftmordversuch, Unbotmäßigkeit, hochmütiges Auftreten.

Ernst rettete mit dem Mord Ehre und Erbfolge seines wittelsbachischen Hauses, da Albrecht und Agnes wohl heimlich die Ehe geschlossen hatten. Albrecht hatte somit keine ebenbürtige adelige Ehefrau und gefährdete die Zukunft der wittelsbachischen Dynastie, die danach noch bis 1918 an der Macht bleiben sollte. Marita A. Panzer sieht in Agnes auch eine politisch Ambitionierte, die als Widersacherin des herzoglichen Herrscherwillens ausgeschaltet werden sollte. Der Herzog ließ nach der Aussöhnung mit seinem Sohn zum Gedenken an Agnes eine Kapelle auf dem Friedhof St. Peter errichten. Im Juli 1436 stiftete er eine ewige Messe für "Anna Pernauerin sel."

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