Ärger um Doktorarbeit:CSU-Generalsekretär Scheuer in Erklärungsnot

CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer

Kaum im Amt, schon gibt es Ärger für CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer (hier am Rande der Winterklausur in Wildbad Kreuth).

(Foto: dpa)

Wieder versetzt das Thema "Doktorarbeit" die CSU in Alarmbereitschaft: Der neue Generalsekretär Andreas Scheuer verfasste seine Dissertation an der Karls-Universität Prag, er erlangte aber lediglich ein "kleines Doktorat". Darf er damit seinen Titel tatsächlich führen?

Von Mike Szymanski

Die CSU und ihr Vorsitzender Horst Seehofer haben gerade ihre Winterklausur-Programm in Wildbad Kreuth absolviert. Die Stimmung in der Partei war prächtig, Umfragen sehen die CSU vor weiteren Erfolgen bei den anstehenden Kommunalwahlen und bei der Europawahl. Und Horst Seehofer fühlt sich stark wie nie zuvor. Man könnte sagen, er hat einen Lauf. Aber wie lange noch?

Am Donnerstagabend zog jedenfalls Ärger auf, der Partei dürften unruhige Tage bevorstehen. Es geht um Seehofers neuen Generalsekretär Andreas Scheuer und einen Verdacht, der in der CSU Alarm auslöst: Trägt Scheuer seinen Doktortitel zu Unrecht? Hat er abgeschrieben wie schon Karl-Theodor zu Guttenberg, der einmal alles hätte werden können in dieser CSU und dann als Verteidigungsminister zurücktreten musste?

Diesen Verdacht äußert jedenfalls die FAZ, sie hat sich mit den Umständen der Entstehung von Scheuers Doktorarbeit befasst. "Die große Geschichte vom kleinen Doktor", heißt der Artikel. Scheuer, 39 Jahre alt, studierte Lehramt und Politische Wissenschaft, seine Dissertation verfasste er zum Thema: "Die politische Kommunikation der CSU im System Bayerns". Er promovierte an der Universität Prag in kurzer Zeit. Die tschechische Sprache musste er nicht erlernen.

Viel Freude hatte er nicht an seinem Doktor

Laut FAZ erlangte er ein "kleines Doktorat", das ihn in Deutschland nur in den Ländern Berlin und Bayern zur Führung des Titels "Dr." berechtigt. Viel Freude hatte er nicht an seinem Doktor. Bald schon gab es Ärger. Die Staatsanwaltschaft in seiner niederbayerischen Heimat ermittelte vor ein paar Jahren vorübergehend wegen des Verdachts des Titelmissbrauchs. Ergebnis: Er dürfe ihn führen. Damals waren sich aber auch die Wissenschaftsministerien in Deutschland noch nicht wirklich sicher, wie sie mit dem kleinen Doktortitel umgehen sollten, schreibt die FAZ. Sie waren toleranter.

Scheuer jedenfalls hielt sich von da an damit zurück, als Doktor aufzutreten. Er legte den Titel aber auch nicht ab. Heute steht er im Lebenslauf des Generalsekretärs. Auch die CSU nennt ihn gerne noch Doktor. Hinzu kommt der Vorwurf, Scheuer habe eine Textpassage aus einem Dokument der Universität Münster abgekupfert. Über einen Sprecher ließ Scheuer der FAZ mitteilen, er habe noch mal seine Arbeitsunterlagen gesichtet und dort "kein Textdokument der Universität Münster" gefunden. Er werde jedoch mit der Universität Kontakt aufnehmen, um den Text prüfen zu können. Dass er für seinen Doktortitel aus Prag nicht die tschechische Sprache habe erlernen müssen, sieht er nicht als Problem an. Dies sei auch nicht "notwendig" gewesen, sagte sein Sprecher.

In der CSU machte die Nachricht von seinen neuen Schwierigkeiten mit der Doktorarbeit schnell die Runde. Scheuer selbst war nicht zu erreichen. In seiner Rolle als Generalsekretär ist er noch gar nicht richtig angekommen. Schon muss er sich selbst verteidigen.

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