Ärger um angeblichen Stromvertrag:Eons lange Leitung

Als örtlicher Energieversorger "beliefern wir Sie ganz automatisch", schreibt Eon. Was der Konzern nicht bedachte: Die Familie aus Weiden wohnt gar nicht in dem angegebenen Haus. Doch den Vertrag, den niemand abgeschlossen hat, wieder zu stornieren, ist gar nicht so einfach.

Wolfgang Wittl

Am 16. März hat die Familie Fischer aus Weiden überaus freundliche Post von Eon bekommen. Als örtlicher Energieversorger "beliefern wir Sie ganz automatisch", stand darin, "zuverlässig und rund um die Uhr". Und da der Neukunde von einem regionalen Partner natürlich mehr erwarten dürfe als nur eine profane Stromlieferung, erfuhr die Familie Fischer außerdem, dass das Unternehmen für alle Fragen immer zur Seite stehe: "Rufen Sie uns einfach an."

Strompreise steigen auf breiter Front

Familie Fischer aus Weiden musste Strom für ein Haus bezahlen, in dem sie gar nicht wohnt.

(Foto: dpa)

Derart ermuntert zierte sich Klaus Fischer nicht lange. Ein paar Dinge sollte Eon schon noch wissen, dachte er sich: zum Beispiel, dass er an der genannten Verbrauchsstelle weder wohne noch jemals gewohnt habe. Noch sei er Eigentümer der Wohnung oder habe gar einen Vertrag mit dem Energieversorger abgeschlossen.

Zwar wohnen die Fischers seit 1989 in der Straße, die in dem Schreiben angegeben ist, jedoch fast 30 Hausnummern weiter. Dies teilte Fischer am 23. März einer Service-Mitarbeiterin mit, die ihm freundlich versicherte, dass der angebliche Vertrag selbstredend storniert werde. Dass dies erst der Beginn einer sonderbaren Geschäftsbeziehung sein sollte, ahnten die Fischers nicht.

Am 20. Juni erhielt die Familie das nächste Schreiben. Darin erfuhr sie, dass Eon sie gerne mit Strom beliefert habe und herzlich für das Vertrauen danke. Angefügt war die Rechnung von Januar bis April: 482,35 Euro. "Haben Sie Fragen? Dann rufen Sie uns einfach an", hieß es am Ende.

Mit einem Anruf sei es diesmal nicht mehr getan, fand Klaus Fischer, schließlich hatte seine Geduld bereits an anderer Stelle gelitten. Ein halbes Jahr lang habe er sich schon mit anderen falschen Eon-Rechnungen herumschlagen müssen, weil der Wechsel eines Mieters zu einem anderen Versorger nicht klappte. Den Fischers gehört noch eine Wohnung in einem anderen Stadtteil, die sie vermieten.

Diese Vorgeschichte im Hinterkopf, wurde Fischer ungeduldig. "Herrscht bei Ihnen eigentlich nur noch das totale Chaos?", fragte der 53-Jährige in einer Mail vom 3. Juli, in der er sämtliche Vorgänge zusammenfasste und unmissverständlich forderte: "Ich erwarte umgehend eine schriftliche Stornierung der Rechnung bis spätestens 14. Juli."

So lange ließ sich der regionale Partner mit Anspruch freilich nicht bitten. Unter dem Titel "Wir korrigieren Ihre Schlussrechnung" erfuhr Klaus Fischer am 11. Juli, dass "die mit lhnen vereinbarten Konditionen in lhrer Rechnung leider nicht korrekt zugrunde gelegt" worden seien. "Bitte entschuldigen Sie. Wir haben dies nun berichtigt", stand da. Und zum Schluss: "Bitte überweisen Sie 482,53 Euro bis spätestens 27. Juli."

Woraufhin Fischer sich am 18. Juli ein weiteres Mal genötigt sah, Eon darauf hinzuweisen, dass er mit besagter Verbrauchsstelle nichts zu tun habe. Sollte die Angelegenheit bis zum 30. Juli nicht aus der Welt geschafft sein, werde er sie seinem Anwalt übergeben. Für die entstandenen Aufwendungen forderte er eine pauschale Erstattung von 40 Euro.

Die Korrespondenz hatte Fischer in Kopie mittlerweile der lokalen Tageszeitung zukommen lassen, die bereits von ähnlichen Fällen mit dem Energieversorger berichtet hatte. "Da macht sich wohl der Personalabbau bemerkbar", sagt Fischer.

Ein Sprecher von Eon räumte immerhin "gleich mehrere Bearbeitungsfehler" ein und sicherte zu, dass der Vorgang "inzwischen korrigiert" worden sei. Der Vertrag sei storniert, eine Entschuldigung an die Familie unterwegs - die bei den Fischers am 26. Juli tatsächlich auch so ankam. Von einer Erstattung der 40 Euro Aufwendungsgebühr war in dem Brief zwar keine Rede, doch das war den Fischers egal. Sie zeigten sich froh, dass das Thema nun vorbei sei, "hoffentlich".

Eon-Kunde sind die Fischers übrigens seit Jahren nicht mehr. Und sie hätten auch nicht vor, wieder einer zu werden.

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