Broschüre aus dem Innenministerium:Islamforum erzürnt über manipulative Bilder

Maschinengewehr, Zündholz und Koran: Das Islamforum ärgert sich über Faltblätter aus dem Innenministerium. Denn diese Bilder würden Muslime in die Nähe von Extremisten rücken. Im Ministerium sieht man das anders - und hält Gespräche deshalb für überflüssig.

Von Bernd Kastner

Das Islamforum Bayern, ein institutioneller Runder Tisch von Christen, Muslimen und staatlichen Institutionen, ist verärgert über das Innenministerium. Das Haus von Joachim Herrmann (CSU) hat vor gut zwei Jahren zwei Faltblätter herausgebracht zum Thema "Islamismus" und "Islamistischer Terrorismus". Dabei habe sich das Ministerium in Wort und Bild vergriffen, kritisiert Rainer Oechslen, Vorsitzender des Islamforums. Der Beauftragte für den interreligiösen Dialog der evangelischen Landeskirche steht zusammen mit dem Penzberger Imam Benjamin Idriz an der Spitze des 2005 gegründeten Forums, das sich für ein besseres Miteinander von Christen und Muslimen engagiert.

Was das Islamforum so erzürnt, sind etwa die Titelseiten der Faltblätter. Dort sind ein Maschinengewehr und ein Zündholz zu sehen, jeweils vor einem Hintergrund aus unzähligen Halbmonden und den Worten "Demokratie in Gefahr". Ein Foto zeigt zudem einen Jungen vor einem Koran. Damit und auch mit diversen Formulierungen, so kritisieren Oechslen und Idriz, würden alle Muslime unter Generalverdacht und in die Nähe von Extremisten oder gar Terroristen gerückt. "Manipulativ" nennt Oechslen die Bildsprache.

Kein Bedarf für Sensibilisierung

Mit der Auskunft aus dem Ministerium, dass diese Flyer inzwischen nicht mehr verwendet würden, will sich das Islamforum nicht zufriedengeben. Denn Herrmanns Haus begründet die geplante Überarbeitung damit, dass man das Thema Salafismus aufnehmen wolle.

Weil das Forum ein Problembewusstsein im Ministerium vermisst, will es erneut das Gespräch suchen. Bislang aber habe das Innenministerium kein Interesse daran signalisiert. "Ein Gespräch mit euch brauchen wir nicht", habe bislang die Botschaft gelautet, fasst Oechslen zusammen. Der Runde Tisch will anbieten, das Ministerium bei künftigen Broschüren zu beraten. "Wir wollen", sagt Iman Idriz, "das Innenministerium sensibilisieren."

Dort aber hat man keinen Bedarf: "Wir machen unsere Broschüren schon selbst", erklärt Sprecher Rainer Hutka. Sonst aber sei man immer zu Gesprächen bereit. Dass es über die Gestaltung solcher Publikationen Diskussionen gebe, sei ganz normal. Herrmanns Sprecher aber betont, dass man mit den verwendeten Symbolen nicht den Islam als solchen kritisieren wolle. "Wir differenzieren da ganz streng": Hier die Religion, dort der politische, radikale Islamismus.

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