Abholzaktion am Anbaggersee:Aus für Freiluft-Liebesnest "Porno-Island"

Die Baggerseen von Senden bei Neu-Ulm galten als Geheimtipp für Fans von Open-Air-Sex. Davon waren andere Badegäste gar nicht begeistert - und beklagten sich über das frivole Treiben auf "Porno-Island". Jetzt ist die Stadt gegen die Swinger vorgegangen - und zwar ziemlich radikal.

Stefan Mayr

In Bayern gibt es zahllose Badeseen, von der überlaufenen Volksbadewanne bis hin zum einsamen Geheimtipp. Und dann gibt es den Sendener Baggersee. In der nordschwäbischen Seenplatte im Landkreis Neu-Ulm, von Wäldern umgeben, hat sich an schilfbewachsenem Ufer ein Biotop entwickelt, das manche als paradiesisch preisen - und andere als Sodom und Gomorrha verdammen.

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Ein idyllisches Naherholungsgebiet sind Großer Baggersee, Kleiner Baggersee und Waldsee in Senden (Archivfoto). Doch liebestolle Badegäste verärgerten die Anwohner.

(Foto: Stadt Senden)

Hier lassen zwischen Unterholz und weiß-blauem Himmel immer mehr Menschen alle Hüllen und Hemmungen fallen und beschäftigen sich miteinander auf eine derart intensive Weise, die so manchem anderen Badegast gar nicht gefällt. Das Phänomen trägt den Namen "Porno-Island" und beschäftigt seit zwei Jahren Medien und Politiker.

Jetzt, rechtzeitig vor den nächsten heißen Tagen, hat die Stadt Senden nackte Tatsachen geschaffen: Schilf, Bäume und Büsche wurden abgesägt, ein Steg wurde abgerissen. Die Behörden bezeichnen ihre Aktion als "Renaturierungsmaßnahme", die Lokalzeitung titelt etwas akkurater: "Porno-Island wird Feuchtgebiet."

Seit Sommer 2010 war es nicht mehr zu verbergen, dass sich am Sendener See ein bedeutender An- und Ausziehungspunkt für Swinger und Homosexuelle entwickelt hat. Die Bikini- und Hosenträger unter den Badegästen waren über das überregionale Gästeaufkommen nicht begeistert und beschwerten sich.

Politik und Polizei nahmen die Tatorte in Augenschein und berieten Gegenmittel. Wenig später verkündete die Polizei, sie schaue jetzt ganz genau hin - und erklärte die Freiluft-Orgien für beendet. Doch die Badegäste aus dem "Textileck" des Sees schimpften weiterhin, Nackte würden weiterhin ganz ungeniert über sie steigen.

Deshalb griff die Stadt Senden jetzt in Kooperation mit dem Landratsamt zum schweren Gerät. Selten hat eine Abholzaktion - Kosten: 5500 Euro - so wenig Protest ausgelöst.

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