Abgas-Skandal:Ingolstadt verhängt Haushaltssperre

Von Christian Sebald, Ingolstadt

Nach Wolfsburg und Braunschweig hat jetzt auch Ingolstadt Konsequenzen aus dem Abgas-Skandal bei Volkswagen gezogen: Die oberbayerische Auto-Stadt, in der die VW-Tochter Audi ihren Unternehmenssitz hat, wird für die Jahre 2015 und 2016 eine Haushaltssperre von 15 Prozent erlassen. "Die Referate und Ämter sind jetzt aufgefordert, besonders sparsam zu wirtschaften", sagt Stadtsprecher Gerd Treffer. Betroffen von der Sperre sind aber nur die laufenden Ausgaben der Stadt. Die Investitionen in Kindertagesstätten, Schulen, Straßen und andere Großprojekte, die allein dieses Jahr 168 Millionen Euro betragen, sind unberührt. "Wir setzen alle unsere Projekte ohne Abstriche fort", sagt der Stadtsprecher, "das gilt auch für das nächste Jahr."

Mit der Haushaltssperre reagiert Ingolstadt darauf, dass die VW-Tochter Audi massiv in den Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Dieselautos verwickelt ist. Am Montag hatte ein Unternehmenssprecher eingeräumt, dass weltweit 2,1 Millionen Audi-Pkw betroffen seien. Zuvor hatten bereits die beiden VW-Städte Wolfsburg und Braunschweig Haushaltssperren erlassen. Wie die beiden Kommunen will nun auch Ingolstadt nicht ausschließen, dass wegen des Abgas-Skandals weniger Gewerbesteuer fließen könnte. Ingolstadt nimmt im langjährigen Durchschnitt ungefähr 115 Millionen Euro Gewerbesteuer pro Jahr ein. Das ist ein Fünftel des Gesamtetats. Die Hälfte der Gewerbesteuer, gute 55 Millionen im Jahr, stammt von Audi.

Dank Audi hat die 132 000-Einwohner-Stadt einen beispiellosen Aufstieg hingelegt. Und zwar nicht allein wegen der Gewerbesteuer. Sondern auch wegen der vielen gut verdienenden Audi-Leute in Ingolstadt. 40 000 Menschen beschäftigt der Autohersteller am Firmensitz, weitere 10 000 arbeiten bei Zulieferern. Pro Jahr verlassen um die 600 000 Fahrzeuge die Audi-Werkshallen. Die Arbeitslosenquote beträgt lediglich 2,1 Prozent. Ingolstadt ist schuldenfrei und hat gut 200 Millionen Euro auf der hohen Kante. Klar, dass die Altstadt fein herausgeputzt ist und vielerorts Baukräne in den Himmel ragen. Dieses Jahr lockt die Landesausstellung "Napoleon in Bayern" im direkt an der Donau gelegenen Neuen Schloss viele tausend Besucher in die Stadt. Außerdem hat der FC Ingolstadt den Aufstieg in die Bundesliga geschafft. Gesponsort werden die Fußballer von Audi.

Trotz der Hiobsbotschaften von VW und Audi ist in Ingolstadt die Zuversicht groß, dass die Stadt den Abgas-Skandal schnell und ohne größere Schrammen überstehen wird. "Unsere Haushaltssperre ist eine reine Vorsichtsmaßnahme", betont Stadtsprecher Treffer. "es kann gut sein, dass der Stadtrat die Sperre schon bald wieder zurücknimmt."

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