Abensberg:Uwe Brandl und Bürgermeister Mausmann

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Abbildung aus dem Kinderbuch "Die kleine Mäusegmeinde" von Uwe Brandl (Foto: N/A)

Der Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebunds und Abensberger Rathauschef hat ein Kinderbuch geschrieben

Von Andreas Glas, Abensberg

Der Mann mag es bunt. Er trägt schon mal rote Hose zu blauem Sakko zu violettem Einstecktuch zu Krawatte mit Siebzigerjahre-Tapetenmuster. Man konnte also erwarten, dass Uwe Brandls Autobiografie in einem bunten Umschlag daherkommt. Aber so bunt gleich?! Und dann dieser Titel: "Die kleine Mäusegemeinde". Sehr bescheiden für einen Bürgermeister seines Rufs. Ah, halt! Das ist ja gar nicht seine Autobiografie. Es ist Uwe Brandls neues Kinderbuch.

Eine der Hauptfiguren in "Die kleine Mäusegemeinde" ist ein Bürgermeister. Doch optisch hat Max Mausmann wenig gemeinsam mit Uwe Brandl (CSU), Rathauschef in Abensberg und Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Verglichen mit Brandl ist dieser Mausmann, nun ja, eine graue Maus. Er trägt blaue Schiebermütze zu blauer Weste. Untenrum ist er nackt. Auch das unterscheidet ihn von Uwe Brandl.

Der Plot geht so: Unterm Dach eines alten Schulhauses lebte einst eine Mäusefamilie. Sie wuchs und wuchs und irgendwann ging alles "furchtbar durcheinander und jeder machte nur, was er wollte". Es herrschte Chaos, "vor allem die neu Zugezogenen lassen sich gar nichts sagen", beschwerte sich Mausbub Malte bei Eule Elwira, die im Glockenturm über dem Dachboden lebte. "Wenn ihr Ordnung wollt", uhute Elwira, "dann müsst ihr eure Gesellschaft organisieren."

Auf den folgenden 69 Seiten erzählt Brandl, wie sich die Mäuse zu einer politischen Gemeinschaft entwickeln, zu einer Kommune. "Natürlich gibt es auch Bürgermeisterinnen", heißt es in Brandls Buch - die Mäuse lässt er aber Herrn Mausmann zum Bürgermeister wählen. Wohlwissend, dass die wahre Chefin im Rathaus eh eine Frau ist: Eule Elwira, die dem Bürgermeister immer wieder erklären muss, wie Kommunalpolitik funktioniert. Eines immerhin begreift Max Mausmann schneller als mancher Menschen-Bürgermeister: Dass ein Bürgermeister eine Mehrheit im Gemeinderat braucht und der Gemeinderat "der eigentliche 'Chef' der Gemeinde" ist, wie Brandl schreibt. Derselbe Brandl übrigens, der über sich selbst mal sagte: "Ich werde nie einen Meisterpreis in Diplomatie bekommen." Aber, wie bereits erwähnt: "Die kleine Mäusegemeinde" ist nicht Brandls Autobiografie.

Oder etwa doch? Denn auch diesen Satz hat Brandl mal gesagt: "Wer meine Bücher liest, kriegt vielleicht ein anderes Bild von mir." Das Bild, das die Öffentlichkeit von ihm hat, ist das eines sehr sachkundigen, aber etwas jähzornigen Kommunalpolitikers. Stimmt es also, dass Brandls Kinderbuchfiguren eine andere Facette seiner Person zeigen, hat "Die kleine Mäusegemeinde" vielleicht diese Botschaft: Brandl ist auch nur eine Maus, äh, ein Mensch, den die Kommunalpolitik hin und wieder ratlos macht. Um sicher zu sein, dass diese Interpretation zutrifft, müsste man freilich wissen, ob Brandls literarisches Alter Ego der manchmal unsichere Bürgermeister Mausmann ist oder die allwissende Eule Elwira. Die Idee hinter dem Buch ist jedenfalls gut zu erkennen: Es soll eine kindgerechte Anlehnung an Platons "Der Staat" sein, die philosophisch-dialogisch das heutige Kommunalrecht erklärt. Das gelingt an vielen Stellen sehr gut, ist an manchen aber zu beamtenhaft geraten, um die Zielgruppe der Grundschüler ernsthaft zu fesseln.

Für manche Längen entschädigt Autor Uwe Brandl seine Leser mit einer herzergreifenden Lovestory: Im Mäuse-Landratsamt gibt es die Abteilungsleiterin Maja Mausrecht, die Bürgermeister Mausmann für "eine wirklich gute Juristin hält". Auch sonst gefällt ihm Maja "wirklich gut", weshalb er ihr "galant die Hand" küsst und sie zum Abendessen ausführt. Am Ende (Achtung, Spoiler!) läuten die Hochzeitsglocken und es fließen Freudentränen. Hach, Kommunalpolitik kann ja so romantisch sein!

Uwe Brandl: "Die kleine Mäusegemeinde", Kommunal- und Schul-Verlag, 19,90 Euro.

© SZ vom 27.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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