Seehofer-Kritik an Medien:Horst will nicht mehr spielen

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Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer greift die Medien an.  (Foto: dpa)

Solange seine CSU einen guten Lauf hat, ist Horst Seehofers Umgang mit Journalisten von großer Leichtigkeit geprägt. Doch inmitten der Gehälteraffäre ist davon nichts mehr zu spüren. Seehofer setzt zum Generalangriff auf mehrere Medien an, spricht von "Bluthunden" und "Treibjagd".

Von Mike Szymanski

Für CSU-Chef Horst Seehofer ist das Verhältnis zu den Medien immer ein Spiel gewesen, sein Umgang war daher lange auch von spielerischer Art. Seehofer erzählt gerne, er provoziert gerne und er lästert auch gerne wie man seit der CSU-Weihnachtsfeier weiß. Anders als viele seiner Kollegen erlaubt er auch mal authentische Einblicke in den Politikbetrieb. Solange seine CSU in Bayern einen guten Lauf hatte, war sein Umgang mit Journalisten von großer Leichtigkeit geprägt.

Seit Montag ist davon nichts mehr zu spüren. Da setze er zu einem Generalangriff auf mehrere Medien an.

Auslöser war die Berichterstattung des ZDF über die Seehofer-Krönung zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl Anfang Mai, die ihm nicht gefallen hat. Moderator Claus Kleber hatte im Heute Journal behauptet, die CSU habe "ganz eilig" noch Bezüge zu Bayern-Präsident Uli Hoeneß wegen dessen Ärger mit der Steuerfahndung und dem im Zuge der Beschäftigungsaffäre bayerischer Abgeordneter geschassten Fraktionschef Georg Schmid aus Videosequenzen herausgeschnitten. Das waberte als Gerücht durch München, ließ sich jedoch nicht erhärten. Ein CSU-Sprecher hatte es dementiert. "Die CSU ist in heller Aufregung", urteilte Kleber am späten Abend im Fernsehen.

"Das hat alles mit Qualitätsjournalismus nichts mehr zu tun", beschwerte sich Seehofer am Montag vor der Sitzung des Parteivorstandes im Kamerapulk. Und weil Kleber mittlerweile auf Drängen von Generalsekretär Alexander Dobrindt einräumen musste, die Information ungeprüft übernommen zu haben, fühlt sich Seehofer ermuntert, dem ZDF "Manipulation" vorzuwerfen.

Das Verhältnis zum ZDF ist ohnehin angespannt, um es vorsichtig auszudrücken. Seehofer hatte im Herbst seinen früheren Sprecher Hans Michael Strepp entlassen müssen, nachdem dieser mit einem Drohanruf Einfluss auf die Berichterstattung nehmen wollte. Auch dieser Fall sei aus Seehofers Sicht vom ZDF "nicht korrekt behandelt" worden. Die Fernsehjournalisten hätten sich selbst "zelebriert".

Damals gab Seehofer klein bei, das will er jetzt nicht mehr tun. "So kann man mit der Wahrheit nicht umgehen", sagt er. "Das schaut man sich eine gewisse Zeit lang an, aber wenn sich das häuft, dann wehren wir uns - und zwar gewaltig." Er werde noch die Möglichkeit haben, im ZDF-Verwaltungsrat "noch etwas mehr dazu zu sagen". Manipulationen in der Berichterstattung würde er niemals hinnehmen, da interessiere es ihn auch nicht, ob das "politisch klug" sei.

Den Focus hatte Seehofer bereits im Visier. Das Magazin hatte behauptet, die Bochumer Staatsanwaltschaft habe bereits Monate vor der Selbstanzeige im Januar detaillierte Informationen über Hoeneß' Schweizer Konto auf einer angekauften Steuer-CD entdeckt und diese Daten an die Münchner Staatsanwaltschaft weitergegeben. Ein schwerwiegender Vorwurf, den der Focus inzwischen nicht mehr aufrechterhält. Der Name Hoeneß, so zitiert das Magazin am 6. Mai die Staatsanwaltschaft Bochum, tauche auf keinem Datenträger auf, den die Behörde erhalten habe. Demzufolge habe man auch keine Informationen an die Münchner Kollegen weitergegeben. Kurz bevor das Heft mit dem Dementi erschien, hatte Seehofer in kleiner Runde deutlich gesagt: "Wir lassen mit uns nicht Schlittenfahren."

Die Karriere von Horst Seehofer
:Einzelkämpfer mit Machtinstinkt

Horst Seehofer hat sich aus ärmlichen Verhältnissen zum bayerischen Ministerpräsidenten hochgearbeitet. Seine Karriere ist alles andere als geradlinig verlaufen, seine Arbeitswut hätte ihn fast das Leben gekostet. Nun hat er den Höhepunkt seiner Macht erreicht. Ein Werdegang in Bildern.

Ein schwerwiegender Vorwurf, den der Focus inzwischen nicht mehr aufrechterhält. Kurz bevor das Heft mit der Korrektur erschien hatte Seehofer in kleiner Runde deutlich gesagt: "Wir lassen mit uns nicht Schlittenfahren."

Der Sonntagszeitung der FAZ nimmt er übel, die Frage aufgeworfen zu haben, ob Seehofer oder seine Frau nicht von der Praxis der Verwandten-Beschäftigung in der CSU gewusst haben mussten. "Ein ganz schlimmer Fall", findet er. Das Verhalten der Zeitung sei so "bösartig" wie die Frage: "Schlagen Sie noch Ihre Frau?" Insgesamt fühle er sich durch die Berichterstattung an eine "Treibjagd" erinnert, mit Bluthunden. Das entspreche nicht den Qualitätskriterien, die Journalisten haben sollten.

"Bluthunde", "Treibjagd", Qualitätsmangel, das ist neben Medienschelte natürlich vor allem Wahlkampfvokabular. Schließlich war es bislang weniger die Opposition, die Seehofer in Schwierigkeiten brachte, als die kritische Berichterstattung der Medien etwa über die Seilschaften in der CSU und deren Allmachtsfantasien. Seehofer kennt seine Gegner. Und will nicht mehr spielen.

© SZ vom 14.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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