Netzwerk:Vereint gegen den Salafismus

Ministerien und Vereine wollen im Internet aufklären

Von Lisa Schnell

Die Staatsregierung will ihren Kampf gegen den Salafismus ausbauen. Von Donnerstag an sind im Internet unter www.antworten-auf-salafismus.de Informationen über die radikale Ausrichtung des Islam zu finden. Es werden Hilfen zur Deradikalisierung gegeben und über salafistische Propaganda aufgeklärt. Das gaben am Donnerstag die vier Ressortchefs des Bildungs-, Sozial-, Innen-, und Justizministeriums auf einer Fachtagung bekannt. Seit einem Jahr arbeiten sie in einem Netzwerk gegen Salafismus zusammen. Derzeit sei man auf der Suche nach Partnern, die Jugendliche im Netz besser erreichen können, heißt es aus dem Innenministerium. Die mediale Präsenz soll verstärkt werden etwa durch Filmwerbung.

Im ersten Jahr der Zusammenarbeit wurde die Arbeit mit zivilen Trägern ausgebaut. Um Jugendliche, die schon radikalisiert sind, kümmert sich der Verein Violence Prevention Network (VPN). Allein im Oktober hatte er 53 Fälle, etwa die Hälfte hatte Sicherheitsrelevanz. Insgesamt bearbeitete die Polizei seit 2015 107 Radikalisierungsfälle, ein Fünftel davon sind Frauen. Der Verein Ufuq dagegen berät Pädagogen, wie eine Radikalisierung verhindert werden kann. Dessen Personal wird von vier auf fünf Mitarbeiter erhöht. Außerdem soll zukünftig jeder Regierungsbezirk eine Stelle haben, die Projekte koordiniert. Derzeit gibt es sie nur in Nürnberg und Augsburg. Unter anderem zur Förderung von zivilgesellschaftlichen Projekten stehen dem Sozialministerium von 2017 an mit 1,4 Millionen Euro 500 000 Euro mehr zur Verfügung als 2016. Die Mittel des Innenministeriums für Prävention werden 2017 um 200 000 Euro erhöht.

Trotzdem kämpfe sein Verein mit einer "prekären Finanzsituation", sagt Steve Malki von dem Verein Brücke. Anstatt einer jährlichen Unterstützung brauche es langfristige Förderung. Fahed Kayali vom deutsch-syrischen Verein München appellierte an die Minister, sich besser um die Integration von Geflüchteten zu kümmern. Es gebe nicht genügend Sprach- und Integrationskurse. Wer aber untätig herumsitze, sei besonders empfänglich für radikale Ideen, sagte er. Bei den Bemühungen des Justizministeriums, einer Radikalisierung in Gefängnissen durch muslimische Seelsorge entgegenzuwirken sehen Experten vor allem ein Problem: Es fehle am geeigneten Personal.

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