Massenunterkunft in Hof:Rätselhafter Tod eines Flüchtlings

Asylbewerber-Unterkunft

Ebenfalls in Franken liegt die zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber in Zirndorf. Die Unterkunft gerät immer wieder in die Kritik, weil sie oft massiv überfüllt ist.

(Foto: dpa)

War es Suizid oder ein natürlicher Tod? Noch ist unklar, wie ein iranischer Flüchtling in Hof ums Leben kam. Für die Kritiker der Massenunterkünfte steht fest, dass die unhaltbaren Zustände schuld sind und den Mann in die Selbsttötung trieben.

Von Katja Auer

Nach dem Tod eines jungen Iraners in der Gemeinschaftsunterkunft in Hof wird wieder Kritik am Umgang mit Asylbewerbern in Bayern laut. "Die Selbsttötung eines jungen Iraners in der Gemeinschaftsunterkunft Hof zeigt, wie die entwürdigende Unterbringungssituation Hilfe suchende Menschen in die Verzweiflung treibt", sagte die Grünen-Landtagsabgeordnete Renate Ackermann, "das muss ein Ende haben." Noch ist nicht endgültig geklärt, wie der Mann vergangene Woche in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag starb, die Behörden widersprechen sich.

Während die Regierung von Oberfranken, die für die Unterkunft zuständig ist, von einem natürlichen Tod spricht, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken, dass wegen eines nicht-natürlichen Todes ermittelt werde. Eine Fremdeinwirkung werde aber ausgeschlossen, was einen Suizid des Mannes bedeuten würde. Nach Angaben von Unterstützergruppen soll er vor 20 Monaten nach Deutschland gekommen sein.

Die oberfränkische Grünen-Abgeordnete Ulrike Gote verlangt nun in einer schriftlichen Anfrage an die Staatsregierung Aufklärung über den Todesfall. Die Grünen wiederholten ihre Forderung nach gravierenden Verbesserungen für Asylbewerber. "Die Unterbringung in den Gemeinschaftsunterkünften darf sich keinesfalls länger als ein Jahr hinziehen", sagte Ackermann, "zudem brauchen wir bessere medizinische und psychologische Untersuchungen in den Erstaufnahmeeinrichtungen zur Diagnose möglicher Traumata." Auch die obligatorischen Essenspakete und die Residenzpflicht bezeichnen die Grünen als Repressalien für die Asylbewerber.

Vor einem Jahr hatte sich in einer Gemeinschaftsunterkunft in Würzburg ein iranischer Asylbewerber das Leben genommen. Am 19. März 2012 begannen mehrere Iraner in der Würzburger Innenstadt einen Hungerstreik und lösten eine Welle von Flüchtlingsprotesten in Deutschland aus. An diesem Donnerstag besucht Sozialministerin Christine Haderthauer zusammen mit dem Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann, der wie andere Kirchenvertreter die bayerische Asylpolitik mehrfach kritisiert hatte, die Gemeinschaftsunterkunft in Würzburg. Der Besuch findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: