Massenstart-Rennen der Männer:Birnbacher ärgert sich - wieder nur Platz vier

Die Parallelen zum Einzelrennen sind frappierend: Erneut geht Andreas Birnbacher als Führender ins letzte Schießen, vergibt wieder einen Schuss - und landet auf dem undankbaren vierten Platz. Sein drittes WM-Gold holt der Franzose Martin Fourcade.

Carsten Eberts, Ruhpolding

Andreas Birnbacher trug diesmal ein rotes Trikot, dazu war er berechtigt, schließlich ist er der Weltcupführende in der Massenstart-Disziplin. Im letzten WM-Rennen der Männer leuchtete Birnbacher schon vor dem Start aus dem Feld heraus, er drückte gleich ein paar kräftige Stockschübe in den Schnee, sauste in der Spitzengruppe in die erste Kurve, ließ wenig Zweifel an seiner Mission: Wenn ein deutscher Mann bei der Heim-WM in Ruhpolding noch für eine Einzelmedaille sorgen sollte, dann Birnbacher.

Biathlon-Weltmeisterschaft 2012

Erneut nur Vierter: Andreas Birnbacher im Massenstart-Rennen von Ruhpolding.

(Foto: dapd)

Zu viert waren die deutschen Männer in den Massenstart gegangen, neben Birnbacher hatten sich auch Arnd Peiffer, Simon Schempp und Michael Greis qualifiziert. Es reichte wieder nicht: Der Franzose Martin Fourcade holte sein bereits drittes Gold bei dieser WM, hinter ihm kamen die Schweden Björn Ferry und Frederick Lindström ins Ziel.

Birnbacher ging noch mit in den Schlussspurt um Bronze - doch es blieb nur der vierte Platz, wie schon im Einzelrennen wenige Tage zuvor. "Eigentlich hatte ich alles unter Kontrolle", klagte Birnbacher: "Jetzt ist es wieder der undankbare vierte Platz. Ich hätte mir eine Einzelmedaille wirklich sehr gewünscht."

Die WM-Bilanz der deutschen Männer fällt damit nicht gerade zufriedenstellend aus, nach der Bronze-Medaille in der Staffel am Freitag ist sie jedoch zumindest gerettet. Eine Einzelmedaille hatte es sein sollen, wie vor allem Birnbacher nimmermüde betonte - schon im Einzelrennen wurde sie knapp verpasst: Als Birnbacher, Peiffer und sogar Greis vor dem letzten Schießen jeweils auf Goldkurs lagen, jedoch am Ende ihre Medaillenchancen verballerten.

Der Massenstart entwickelte erstaunliche, für Birnbacher gar tragische Parallelen. Beim ersten Liegendanschlag schoss Birnbacher null, wie auch die Kollegen Peiffer, Greis, Fourcade und etliche weitere Favoriten. Aus dem Rennen nahm sich indes Titelverteidiger Emil Hegle Svendsen, der zwei Scheiben stehen ließ und nach den Strafrunden als 28. von 30 Startern wieder auf die Strecke ging.

Birnbacher war zu diesem Zeitpunkt außerordentlich gut unterwegs. Mitte der zweiten Runde griff er beim Anstieg sogar Fourcade an, den laufstarken Franzosen. Er bereute diese Aktion nicht: Birnbachers Schießleistung blieb sicher, auch beim zweiten Liegendschießen agierte er fehlerfrei. Fourcade schoss indes einen Fehler, der Deutsche wetzte als Führender zurück in die Loipe.

Pech im Schlussspurt

Noch bis zum dritten Schießen blieben zehn oder zwölf Läufer zusammen, dann trennte sich das Feld. Birnbacher schoss weiter fehlerfrei, nicht jedoch Fourcade, Peiffer (je ein Fehler) oder Greis (zwei). Birnbacher baute seinen Vorsprung aus, führte nun einige Sekunden vor dem Schweden Ferry und dem Tschechen Jaroslaw Soukop, sogar Fourcade lief hinterher. Die Dramatik baute sich für das letzte Schießen auf - jene Übung, die Birnbacher bereits wenige Tage zuvor die Medaille gekostet hatte.

Diesmal war es nicht der letzte, sondern bereits der zweite Schuss, den Birnbacher nicht ins Ziel brachte. "Ich hätte alle Scheiben treffen müssen", gab der Schlechinger zu. Nur knapp hinter Fourcade, der erneut wie entfesselt lief, Ferry und Carl Johan Bergman ging Birnbacher auf die letzte Runde.

Vorne zogen Fourcade und Ferry davon, dahinter kam es zum Schlussspurt um Bronze - den Birnbacher knapp gegen den heranstürmenden Lindström verlor.

Die verpasste Medaille wurde im deutschen Team anschließend klein geredet. "Viele sagen bestimmt: 'Oh, keine Medaille'", erklärte Arnd Peiffer, der wie schon im Einzelrennen auf Platz sieben ins Ziel kam: "Aber es war ein gutes Rennen von uns. Man sieht mal wieder, wie eng es vorne bei den Männern ist."

Eine weitaus freudigere Parallele ergab sich indes für Weltmeister Fourcade. Bei der letzten WM auf deutschem Boden, 2004 in Oberhof, holte noch sein berühmter Landsmann Raphaël Poirée dreimal Gold - im Sprint, im Einzel und im Massenstart. Acht Jahre später tat es ihm Fourcade (Sprint, Verfolgung, Massenstart) gleich.

"Das ist viel mehr als ich erwarten konnte", erklärte der Franzose, "ich würde gerne sofort nach Ruhpolding zurückkehren." Der Wunsch wird ihm erfüllt werden, im Januar 2013, wenn der Biathlon-Weltcup in Ruhpolding Station macht.

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