Leslie Mandoki will in den bayerischen Landtag:"Ich mache das aus purem Patriotismus"

Leslie Mandoki mit Tochter Lara und Edmund Stoiber mit Tochter Constanze

Gute Freunde kann niemand trennen: Leslie Mandoki mit Tochter Lara sowie Edmund Stoiber und dessen Tochter Constanze (von links).

(Foto: Robert Haas)

Leslie Mandoki floh mit 22 aus Ungarn nach Deutschland und wurde mit der Band "Dschinghis Khan" berühmt. Nun will der Musiker für die CSU in den bayerischen Landtag einziehen. Ein Gespräch über Bayern, die Banken, das Urheberrecht und Europa.

Von Christian Mayer

Bisher war der Produzent und Schlagzeuger Leslie Mandoki, der in Tutzing sein Studio hat, vor allem für seine enge Zusammenarbeit mit Musikern aus aller Welt bekannt. Völlig überraschend kündigte die CSU am Dienstag an, den 1953 in Budapest geborenen Künstler in den Landtag schicken zu wollen. Die oberbayerische Bezirksvorsitzende Ilse Aigner hat ihm einen guten Listenplatz zugesichert. Erfahrung mit der Politik hat Mandoki, der einst vor den Kommunisten flüchtete und als Mitglied der Band "Dschinghis Khan" berühmt wurde, vor allem als Helfer für Angela Merkel: 2009 produzierte er ihren Wahlkampfsong.

SZ: Herr Mandoki, warum wollen Sie für die CSU in den Landtag?

Leslie Mandoki: Ich mache das nicht aus Jux und Tollerei, sondern aus purem Patriotismus. Es gibt einige Entwicklungen, bei denen ich als Musiker und Künstler eindeutig Stellung beziehen möchte.

Welche Themen sind das?

Bildung ist mir wichtig, aber vor allem in der Integrationspolitik würde ich mich gerne einbringen, und selbstverständlich im kulturellen Bereich. Ganz entscheidend ist aber auch, dass wir uns für den Erhalt der Umwelt einsetzen, Bayern war schließlich das erste Bundesland mit einem eigenen Umweltminister.

Aber dass die CSU die Umweltpartei spielt, ist doch ein neues Phänomen - in der Atompolitik oder beim Donauausbau kam die Einsicht reichlich spät ...

Ja, und ist es nicht klasse, dass sie so viel dazugelernt haben?

Wenn in Bayern aus Ihrer Sicht alles ganz gut läuft, könnte die Politik ja auch ohne Sie laufen.

Aber es gibt Dinge, die mich aufregen. Etwa die lasche Bankenregulierung und das wilde Treiben auf den Finanzmärkten. Es ist zutiefst unmoralisch, wenn Banker auf den Untergang von Firmen und von Staaten, also letztlich von Menschen wetten. Das sind unhaltbare Zustände und hat mit Investmentbanking nichts zu tun. Das ist Casino - die Milliardengewinne werden privatisiert, die Milliardenverluste sozialisiert. Unfassbar, unsozial, unchristlich!

Diese Thesen würden andere Parteien sofort unterschreiben, auch die SPD und die Grünen, von Frau Wagenknecht ganz zu schweigen, warum also...?

... die CSU steht aber auch für solides Haushalten. Wir können nicht auf Kosten unserer Enkel wirtschaften.

Hatten Sie mal Schulden?

Nein! Mit einer Ausnahme: Als ich 1975 nach Deutschland kam, musste ich einen Kredit von 20.000 Mark aufnehmen, mein musikalischer Partner Laszlo und ich haben davon zwei Musikinstrumente gekauft und hatten gemeinsam 150 Mark zum Leben. Nach sechs Monaten hatten wir den Kredit zurückgezahlt.

Bisher war Musik Ihr Leben, nun spielt die Politik auf einmal eine wichtige Rolle - wie kam das denn?

Ich bin 1975 als Musiker, der kein Wort Deutsch sprach, hierhergekommen - damals war ich 22. Damals hat mich eine tolerante Gesellschaft aufgenommen. Und weil ich so viel bekommen haben, möchte ich jetzt auch mal etwas zurückgeben.

Als Musiker geht es um die Kunst, als Politiker um die Kunst des Machbaren - daran scheitern viele Quereinsteiger, die die Machtmechanismen und Parteistrukturen nicht so gut kennen.

Ich glaube schon, dass ich mir Gehör verschaffen kann - und in diesem Fall will ich auch einmal ein wenig lauter werden. Ich bin gebeten worden, mich einzumischen.

Wer hat Sie denn gefragt?

Ilse Aigner, der ich eng verbunden bin. Ich kenne sie schon lange, auch mit Edmund Stoiber bin ich sehr gut befreundet. Meine Sympathie für die CSU geht aber auf Franz Josef Strauß zurück, dem ich als junger Musiker vorgestellt wurde.

Bei aller Liebe zu den Schwarzen: Sie hören sich schon so an, als ob Sie auch mit den Grünen koalieren könnten.

Nein, nein, nein. Ich sage ganz klar und deutlich: Ich bin ein antwortsuchender Mensch, keiner, der nur Fragen stellt, wie das viele Grüne tun. Und wenn sich ein Abiturient, der Hartz IV bezieht, bei Günther Jauch als Gesellschaftskünstler und Oberpirat darstellt, dann rege ich mich auf! Koalitionsfragen sind mir egal, ich möchte mit Leuten arbeiten, die an Antworten interessiert sind und positiv denken. Manchmal waren das auch andere: Die SPD unter Gerhard Schröder hat mit der Agenda-Politik Deutschland einen Dienst erwiesen, während sie bei der Banken-Deregulierung versagt hat. Und die Gewerkschaften haben in der Finanzkrise viel Verantwortung übernommen, auch das muss man honorieren.

Als Musiker und Künstler sind Sie sicher auch für die Gema-Gebühren...

Es geht nicht um mich als Künstler, es geht um das geistige Eigentum des Landes. Heute werden viele Dinge nicht mehr in Deutschland produziert, aber entwickelt: created in Germany, darum geht es. Das Urheberrecht ist umfassend, darauf basiert unser Wohlstand, das gilt für die Musik wie für die Umwelttechnologie.

Haben Sie nicht Angst, im Landtag als Hinterbänkler vergessen oder als Außenseiter belächelt zu werden?

Der Ruf der Partei war ja laut genug, auch wenn die Medienberater natürlich sagen werden: Leslie, bist du wahnsinnig geworden? Ich bin ein unruhiger Künstler. Mit mir wird es auch mal ungemütlich. Zum Beispiel glaube ich fest daran, dass man Europa und den Euro nicht gleichsetzen kann. Europa ist viel mehr, viel bedeutender: Europa ist ein wunderbarer Flecken Erde, auf dem es keine Folter gibt, keine Bespitzelung, keinen Schießbefehl, keine Zensur. Das ist nicht selbstverständlich!

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