Landesvorsitzende der Grünen:Die Demontage der Theresa Schopper

Landesparteitag von Buendnis 90 / Die Gruenen in Bayern

Die Landesvorsitzende der Grünen in Bayern, Theresa Schopper, beim Landesparteitag ihrer Partei. Nun musste sie in Augsburg eine herbe Niederlage einstecken.

(Foto: dapd)

Die grüne Landeschefin war auf eine Niederlage vorbereitet, doch dieses Ergebnis war ein Schock: Die schwäbischen Grünen haben Theresa Schopper bei der Listenaufstellung für die Landtagswahl regelrecht abgewatscht.

Von Andreas Roß

Dass bei den Grünen auch eine Spitzenfunktion und ein bekannter Name nicht vor einer innerparteilichen Demontage schützen, die Erfahrung hat unlängst bereits die Bundesvorsitzende Claudia Roth machen müssen. Bei der Urwahl für die Spitzenkandidatur zum Bundestag wurde Roth von den Grünen-Mitgliedern deutlich abgeschmettert - ihr blieb nur der enttäuschende Rang vier. Eine ähnliche Erfahrung hat nun auch die Grünen-Landesvorsitzende Theresa Schopper bei der Reihung der Landtagskandidaten der schwäbischen Grünen machen müssen.

Im Kampf um den Spitzenplatz auf der Liste unterlag Schopper am Wochenende der schwäbischen Bezirksvorsitzenden Christine Kamm mit 9 zu 37 Stimmen. Die grüne Landeschefin wusste, dass es schwierig werden würde, sie war auf eine Niederlage vorbereitet. Das Ergebnis allerdings war ein Schock, Theresa Schopper war von den schwäbischen Parteidelegierten regelrecht abgewatscht worden.

Daran änderte auch nichts, dass die Landeschefin nach kurzer Beratung mit Margarete Bause, der Fraktionsvorsitzenden im Landtag, die als Spitzenkandidatin der Landespartei an der Nominierungsversammlung teilgenommen hatte, um Rang drei antrat. Die Delegierten waren wohl selbst von der Wucht ihres vorherigen Votums so überrascht, dass niemand gegen Schopper antrat. Als Alleinkandidatin erhielt die Landesvorsitzende trotzdem nur 34 von 44 Stimmen - kein Ergebnis, mit dem man glänzen kann.

Obwohl die Grünen angesichts jüngster Umfragen, die ihnen bei der Landtagswahl 14 Prozent verheißen, mit großer Zuversicht dem Wahlkampf entgegensehen, war dieser Samstag in Augsburg für ihre Landeschefin ein schwarzer Tag. Die schwäbischen Grünen wollten offenbar ein Exempel statuieren. In den schwäbischen Kreisverbänden der Partei war man verärgert, weil Schopper, die bislang als Landtagsabgeordnete den Stimmkreis München-Altstadt vertritt, sich im vergangenen Jahr entschieden hatte, bei der nächsten Wahl in Schwaben anzutreten.

"Das war einfach schlecht eingefädelt"

Die 51-jährige gebürtige Füssenerin zog es zurück ins Ostallgäu, wo sie sich inzwischen auch eine Wohnung genommen hat. Schoppers Rückkehr zu den Wurzeln kam in Schwaben selbst allerdings nicht gut an. "Das war einfach schlecht eingefädelt", hieß es in der Partei. Denn mit Schoppers Umzug nach Schwaben war klar, dass sie das austarierte innerparteiliche Machtgefüge zwischen Lech und Iller gehörig durcheinanderbringen würde.

Bislang wird Schwaben von drei Grünen-Abgeordneten im Landtag vertreten: Christine Kamm aus Augsburg sowie Adi Sprinkart und Thomas Gehring aus dem Allgäu. Mit dem Auftritt von Theresa Schopper im Ostallgäu drohte nun zumindest einer der beiden Platzhirsche im Allgäu auf der Strecke zu bleiben.

Und auch Christine Kamm, die Bezirksvorsitzende, fürchtete, durch eine Rückstufung auf Platz drei möglicherweise den Einzug in den Landtag zu verpassen. Denn trotz eines großstädtischen Stimmkreises mit einer für die Grünen nicht ungünstigen Struktur waren die Wahlergebnisse von Kamm zuletzt nicht so überwältigend, dass sie sicher von einer Wiederwahl hätte ausgehen können.

Pakt zwischen den Delegierten

In dieser innerparteilichen Konkurrenzsituation war es offenbar im Vorfeld der samstäglichen Abstimmung zu einem Pakt zwischen den Delegierten aus Augsburg, Nordschwaben und Teilen des Allgäus gekommen, um Theresa Schopper auf Platz eins zu verhindern. Dafür wurde sogar die öffentliche Demontage der Landesvorsitzenden in Kauf genommen - nach der jüngsten Wählerumfrage immerhin die beliebteste Politikerin der Grünen im Freistaat.

Die schwäbischen Grünen ziehen nun mit vier amtierenden Landtagsabgeordneten auf den ersten vier Rängen in den Wahlkampf: Bezirksvorsitzende Christine Kamm, Bildungspolitiker Thomas Gehring, Landeschefin Theresa Schopper sowie Agrarexperte und Biobauer Adi Sprinkart. Sprinkart, der bei der Wahl 2008 im Westallgäu über 17 Prozent Erststimmen geholt und den SPD-Vertreter auf Rang drei verwiesen hatte, musste allerdings um seinen Platz kämpfen.

"Ihr glaubt wohl, ihr könnt Leute, die viele Stimmen bringen, ganz hinten auf der Liste verstecken, wo sie nur noch von der Familie und von Verwandten gefunden werden", hatte Sprinkart die Delegierten gewarnt. Er brauchte dann immerhin drei Wahlgänge, um sich gegen den Augsburger Migranten-Vertreter Cemal Bozoglu durchzusetzen. Sollten die Grünen freilich die 14 Prozent auf Landesebene erhalten, die ihnen die jüngsten Umfragen prognostizierten, dann werden wohl alle vier Schwaben den Sprung in den Landtag schaffen.

Margarete Bause forderte die Grünen in Augsburg auf, jetzt den Volksentscheid zur Abschaffung der Studiengebühren zu nutzen, um Schwung für den Wahlkampf aufzunehmen. Das Volksbegehren wird auch das zentrale Thema der Klausurtagung sein, zu der sich die Grünen-Landtagsfraktion vom heutigen Montag an in Würzburg trifft.

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