Bahn-Startseite auf Fränkisch:Einfach mal rumrumbln

Bahn Fränkisch Franken, Screenshot: sz.de

So schaut sie aus, die Startseite der Bahn auf Fränkisch (Screenshot: Süddeutsche.de).

"Dringmer'n Wallbullidschella zum Widdellodonnado?" - soll noch einer sagen, der Franke klinge nicht erotisch. Die Bahn-Kunden sehen das auch so, sie haben den fränkischen zum attraktivsten Dialekt gewählt. Nun erscheint die Startseite des Unternehmens in ungewohnter Mundart.

Eine Kolumne von Olaf Przybilla

Man mag vieles über Franken sagen können, dass sie sich aber in einem irgendwie minder erotischen Zungenschlag artikulierten, nun wirklich nicht. Wer einmal beim Italiener seiner Wahl gehört hat, wie ein mittelfränkischer Charmeur am Nebentisch an seine Begleitung die Frage aller Fragen gerichtet hat, nämlich: Dringmer'n Wallbullidschella zum Widdellodonnado? Wer also das je erleben durfte, der wird sich über nichts mehr wundern. Schon gar nicht darüber, dass nun die begnadeten Marketingstrategen der Deutschen Bahn offenbar jede Hemmung verloren haben, das Idiom der Franken für ihre Zwecke förmlich auszuschlachten. Und zwar die Frankensprache in Gänze, nicht nur dieses betörend prälabiale Waffel-L aus Wallbullidschella.

Hätte es wirklich noch frankenästhetische Kostverächter aus der immer selben Ecke gegeben, spätestens seit einer zweifellos absolut repräsentativen Umfrage der Umfrageexperten von der Deutschen Bahn müssten diese nun vor Scham erröten. Denn die Bahn hat sich soeben bei ihren Kunden umgehört, und weil diese als überdurchschnittlich akademisch gebildet, umweltbewusst und ihrer Zeit voraus gelten, dürfte das Ergebnis wohl kaum einen verblüffen: Der Gewinnerdialekt der "DB-Mundartwochen" ist selbstredend: fränkisch.

Auf das Fränkische entfielen fast doppelt so viele Stimmen wie auf das Schwäbische, Bayerisch ist unter DB-Kunden nicht mal im Ansatz konkurrenzfähig, und Kölsch oder gar Hessisch scheinen in etwa so beliebt zu sein wie spontane Flatulenzen im geschlossenen Abteil.

Zur Belohnung hat die Bahn den Franken im Internet gerade eine Schdaddseidn eingerichtet, samt Angeboodsberodung vor allem für Kunden, däi wo vill fohrn dänner. In warmen Worten angepriesen wird däi Sporpreis vo der Eisahboh, der Kunden behilflich sein will beim geschäftigen Rumrumbln in Deitschland. Es gibt das großartige Osdsee-Digged und ein bestimmt nicht zu verachtendes Euroba-Schbeziol. Wer nicht ganz sicher ist, ob mal wieder alles voll ist im Abteil, soll vorab gerne Blädzz bsedzn. Und wer nur hören mag, wie unerotisch verglichen damit die anderen so sprechen, der darf dort gerne auf das Gwer-durchs-Land-Digged zurückgreifen.

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