Zulassungszahlen von Elektroautos:20 000 statt einer Million

Elektroautos kämpfen mit Hindernissen

Es fehlt an vielem bei der Elektromobilität, unter anderem an einheitlichen Ladesteckern und Bezahlsystemen an öffentlichen Ladesäulen.

(Foto: dpa)
  • Bis 2020 sollen der Bundesregierung zufolge eine Million Elektroautos in Deutschland fahren.
  • Die Grünen halten dieses Ziel für "illusorisch", aber die Koalition hält offiziell daran fest.
  • Verkehrsexperten bringen ein Anreizsystem ins Spiel, etwa in Form einer Kaufprämie. Andere sind der Ansicht, Autos mit Verbrennungsmotor müssten finanziell stärker belastet werden.

Von Daniela Kuhr, Berlin

Trotz verschwindend geringer Neuzulassungen bei Elektroautos hält die Bundesregierung an dem Ziel fest, bis 2020 eine Million dieser Fahrzeuge auf die Straße zu bringen. Zwar sei das "ambitioniert", jedoch habe sich "bereits vieles bewegt", sagte eine Sprecherin von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) am Dienstag. Damit reagierte das Ministerium auf Kritik der Grünen, wonach sich die Regierung nicht mehr ausdrücklich zu dem Eine-Million-Ziel bekenne.

Die Zahlen sind allerdings ernüchternd: Derzeit fahren gerade mal 130 000 Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen. Und das auch nur, wenn man Hybridautos dazurechnet, also auch Fahrzeuge, die mal konventionell, mal elektrisch betrieben werden. Würde man nur reine Elektroautos zählen, käme man auf nicht mal 20 000. Angesichts dieser mageren Zwischenbilanz wachsen bei Verkehrsexperten schon länger Zweifel daran, ob die Regierung ihr Ziel noch erreichen kann. Selbst in der Union und der SPD ist man davon nicht überzeugt, hält aber offiziell daran fest.

"Lächerliche" Maßnahmen

Für die Grünen dagegen ist die Regierung mit ihrer Strategie schon jetzt gescheitert. Es sei "illusorisch", zu glauben, das Eine-Million-Ziel sei noch erreichbar, sagte Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer. Er fordert daher dringend "ein Anreizsystem beim Kauf von Elektroautos", etwa in Form einer Kaufprämie, wie sie in anderen Ländern üblich ist. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) lehnt das bislang ab. Stattdessen will er die E-Mobilität fördern, indem Bund, Länder und Kommunen künftig für ihren Fuhrpark leichter die teureren E-Autos anschaffen können, obwohl sie normalerweise möglichst günstig einkaufen sollen. Außerdem erhalten Städte die Möglichkeit, Busspuren für E-Autos freizugeben und den Fahrern kostenlose Parkplätze zur Verfügung zu stellen.

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen hält diese Maßnahmen für "lächerlich". Tatsache sei, dass der Fahrer eines Elektroautos im Vergleich zum Fahrer eines konventionellen Autos deutliche Nachteile habe. Wer sich etwa einen Diesel kaufe, könne 800 Kilometer am Stück fahren, Diesel sei zudem günstig und das Auto im Zweifelsfall auch. Wer aber ein Elektroauto fahre, müsse dafür mehr Geld ausgeben, habe selbst jedoch nichts von den Vorteilen dieses Autos. "Dass es leiser ist und dass es nicht stinkt, davon profitieren nur die Menschen am Straßenrand." Der Bund müsse dringend dafür sorgen, dass sich dieser "Vorteilsabstand" verkleinert.

Von Kaufprämien hält Dudenhöffer aber nichts. "Die wirken nur kurzfristig und führen häufig zu Mitnahmeeffekten." Stattdessen plädiert er dafür, Autos mit einem hohen Schadstoffausstoß deutlich stärker zu belasten. "Eine City-Maut für Stinker etwa würde die Vorteile von E-Autos klar hervorheben." SPD-Fraktionsvize Sören Bartol setzt vorrangig darauf, dass Firmen für ihren Fuhrpark mehr E-Autos anschaffen. "Dadurch entsteht ein funktionierender Gebrauchtwagenmarkt, was zu niedrigeren Preisen bei Elektrofahrzeugen führen wird."

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