Wohnmobile:Leben in einer fahrenden Holzkiste

House Box Wohnwagen

Mit einem Bedford TK von 1979 fing Dean Cragos ungewöhnliches Geschäftsmodell an.

(Foto: House Box)

So bequem hatten es die Pferde wohl nie: Der Brite Dean Crago schmiss seinen Job als Lehrer, um mit viel Holz Wohnmobile zu bauen. Aus alten Pferdetransportern.

Von Felix Reek

Zum ersten Mal muss Dean Crago die Idee zu seinen "House Boxes" wohl beim Surfen gekommen sein. Über Jahre hinweg fuhr er in einem alten Postlaster den Wellen hinterher, nur mit einer Matratze auf der Ladefläche. Er genoss dieses Gefühl der Freiheit, sagt er heute. Er arbeitete als Lehrer, dann als Buchhändler. Jobs, die ihm durchaus Spaß machten, wie er sagt. Erfüllen konnten sie ihn aber offenbar nicht. Den Drang auszubrechen, wie einst mit seinem alten Postlaster, wurde er nicht los.

Zusammen mit seiner Freundin Hannah geht er schließlich das Wagnis ein. Er kauft einen 1979er Bedford TK, einen alten Pferdetransporter, entkernt den kompletten Ladebereich bis auf die Stahlträger und baut den Lkw zu ihrem neuen Zuhause um. Professionell handwerklich tätig war er bis zu diesem Zeitpunkt noch nie. Er erlernt die Fertigkeiten während der Arbeiten an seinem Laster, erklärt er Spiegel Online. Die Innenverkleidung entwirft er aus altem Palettenholz, auf dem Dach befestigt er eine Solaranlage. Für mehr Energie installiert er einen Gastank, ein Kamin heizt den Laster. Und das Wasser liefert Regen, den Crago über die Dachrinne auffängt und filtert.

Auf dem Sunrise Off Grid Festival, einer Art Zusammenkunft für alternative Lebensweisen in der Nähe des britischen Exeter, stellen die die beiden 2010 zum ersten Mal ihre House Box vor. Die Reaktionen sind so überschwänglich, dass sie sich entschließen, das Wagnis einzugehen, ihr Geld mit den Wohnmobilen zu verdienen. Oder wie Crago es wie selbstverständlich der Daily Mail erklärt: "Ich hab eines für mich selbst gebaut und dachte, dass es anderen vielleicht auch gefallen würde."

Jedes Wohnmobil ist ein Unikat

2010 beginnen Crago und seine Freunde Jake Churchill und Zack Hawkins, sich ganz dem Umbau von Pferdetransportern widmen. Die seien perfekt, weil sie "so viel Platz bieten", erklärt er. Jedes Wohnmobil ist ein Unikat, das den Wünschen der Kunden angepasst wird. Einer von ihnen etwa wollte unbedingt eine Trompete als Duschkopf. Also baute ihm Crago ein altes Instrument in die Nasszelle ein.

Trotz dieser Individualwünsche ähneln sich die House Boxes aber in ihrem Stil. Holz ist das dominierende Element im Innenraum, unlackiert, so dass die Maserungen zu erkennen sind. Auch wenn das Interieur rustikal wirkt: Die Holzschicht ist meist nur wenige Millimeter dick, damit die Wohnmobile nicht zu schwer und noch gefahren werden dürfen. Instrumente für den Gasdruck oder den Verbrauch nimmt Crago zum Beispiel aus alten Autos. Moderne Annehmlichkeiten wie Soundanlage oder Handyladestationen baut das Team von House Boxes auf Wunsch ebenso ein.

Lkw, Baumhäuser, Schiffscontainer

Die Preise für die Wohnmobile schwanken aus diesem Grund. Zwischen 30 000 und 60 000 Pfund, also 34 000 bis 68 000 Euro, kostet das Aufmotzen, plus Pferdetransporter. Wobei die Arbeiten des kleinen Unternehmens nicht nur auf Lkw beschränkt sind. Sie übernehmen auch Teilumbauten oder verwandeln Baumhäuser oder Schiffscontainer in Eigenheime. Je nachdem, wovon ihre Kunden träumen.

Auch Dean Cragos erstes selbstgebautes Wohnmobil ist noch zu haben, allerdings nur als Feriendomizil mit Blick auf die hügelige Landschaft von Wales in der Grafschaft Powys. Für maximal 85 Pfund (97 Euro) pro Tag vermietet er den Camper. So kann jeder für ein paar Tage den alternativen Lebensstil der beiden erfahren. Und erleben, wie es ist, sich vollkommen von der Hektik der Stadt zu lösen. Auch wenn es nur für ein paar Tage ist.

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