Weltpremiere bei Airbus:Mit Gas geht's auch

Erstmals in der Geschichte der Zivilluftfahrt hat mit dem Riesen-Flieger A380 ein Passagierjet mit dem aus Erdgas gewonnenen Flüssigkraftstoff GTL abgehoben.

Der europäische Flugzeugbauer startete am Freitag mit dem dreistündigen Flug vom britischen Filton nach Toulouse in Frankreich ein Forschungsprogramm für alternative Kraftstoffe. Außer auf das schwefelfreie GTL (Gas To Liquids/Gas zu Flüssigkeiten) will Airbus langfristig vor allem auf Bio-Treibstoffe setzen. Damit soll die Abhängigkeit im Luftverkehr vom Erdöl verringert werden, um Kosten zu sparen und das Klima zu schonen. Jets werden bislang mit Kerosin angetrieben, das sich im Zuge des Ölpreisanstiegs stark verteuert hat.

Weltpremiere bei Airbus: Der Jungfernflug mit Gas: Aus Sicherheitsgründen wurde aber nur eines der vier Triebwerke mit GTL betankt.

Der Jungfernflug mit Gas: Aus Sicherheitsgründen wurde aber nur eines der vier Triebwerke mit GTL betankt.

(Foto: Foto: dpa)

Eine Alternative zu Kerosin muss gefunden werden

"Kraftstoff und Energie sind Kern-Herausforderungen für die Luftfahrt", sagte Airbus-Chef Tom Enders. Notwendig sei eine Zusammenarbeit über Branchen- und Ländergrenzen hinweg. "Und das ist, was wir heute mit unserem wegweisenden Testflug zeigen." An dem Testflug beteiligt sind der Mineralölkonzern Shell, der das GTL zur Verfügung gestellt hat, der Triebwerksbauer Rolls Royce und die Fluglinie Qatar Airways. Das Konsortium hatte vergangenen Herbst in Dubai die Forschungs-Kooperation vereinbart.

"Das ist ein Meilenstein für uns", sagte Sébastien Rémy, zuständig bei Airbus für die Erforschung alternativer Kraftstoffe. Bis 2050 werde sich die weltweite Nachfrage nach Kraftstoffen wegen des Bevölkerungswachstums und des Wirtschafts-Booms in den Schwellenländern voraussichtlich verdoppeln. Dies dürfte auch die Erdölpreise weiter in die Höhe treiben. Es müsse darum eine Alternative zu Kerosin gefunden werden, das aus Erdöl hergestellt wird.

Auch Airbus-Konkurrent Boeing forscht nach einer Alternative zu Kerosin. Diesen Monat soll eine 747 erstmals mit Bio-Treibstoff starten. Heute verfügbare Bio-Kraftstoffe sind nach Ansicht von Experten wegen ihres geringen Energiegehalts nicht so geeignet.

Mit Gas geht's auch

Kritiker warnen überdies, dass Biosprit der "ersten Generation" aus Soja oder Raps zudem die Lebensmittelpreise in die Höhe treibe. Zudem werde auch Regenwald abgeholzt, um Anbaufläche zu gewinnen. Ziel von Airbus sei, dass bis 2030 etwa ein Drittel des Treibstoffs in der Luftfahrt aus Bio-Kraftstoff der "zweiten Generation", vor allem Algen, stamme, sagte Rémy.

Zur Sicherheit war nur eines von vier Triebwerken war mit GTL betankt

Die Zeit bis dahin solle mit GTL "überbrückt" werden. GTL sei schwefelfrei und enthalte weniger Feinstaub. Allerdings wird beim GTL nach Airbus-Angaben genauso viel klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) wie beim Kerosin ausgestoßen. Der Synthetik-Kraftstoff basiert auf Erdgas, der Investitionsaufwand für das komplizierte Verfahren ist erheblich. Mit der größten Einzelinvestition der Unternehmensgeschichte baut Shell derzeit in Katar am Persischen Golf die gigantische GTL-Pearl-Anlage. Sie soll 2011 in Betrieb gehen.

Die Planungen für den ersten Flug mit GTL hätten vergangenen September begonnen, berichtete Rémy. Die A380 sei ausgewählt worden, weil das Flugzeug die nötigen Instrumente habe und zudem bereits das treibstoffärmste Passagierflugzeug sei. Zunächst wurde aus Sicherheitsgründen nur eins der vier A380-Triebwerke mit GTL betankt, die anderen liefen mit Kerosin. Airbus will nun zunächst die Ergebnisse genau auswerten. Im kommenden Jahr solle eine Testflug auch mit Bio-Kraftstoff stattfinden, kündigte Rémy an.

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